Mittwoch, 31. Dezember 2008

Happy New Year

Einen kurzen Gruß an alle momentan noch im alten Jahr Lebenden! Hier ein kleiner Teaser aus dem neuen Jahr. Nicht verzweifeln, in 11 Stunden seit Ihr dann auch auf dem aktuellen Stand. ;)

Sonntag, 28. Dezember 2008

Schuckerzock

Von Taupo über Paeroa nach Auckland

Dies sollte auch schon der letzte Tag meines Trip rund um die Nordinsel sein. Nachdem ich bisher keinen einzigen Tag hatte, an dem ich mein Zelt nass einpacken musste, gab es an diesem Tag natürlich die unvermeidlich überflüssige Premiere. Aber alles halb so wild, besser ein nasses Zelt am letzten Tag als am ersten. Entsprechend unmotiviert wurde der restliche Kram in den Kofferraum gemüllt und ich verließ das etwas wolkenverhangene Taupo. Perfektes Abreisewetter.
Diesmal hatte ich extra auf den richtigen Wochentag geachtet und fand das L&P Café in Paeroa geöffnet vor. Der letzte Besuch war ja nicht so erfolgreich gewesen. Und wie geplant genehmigte ich mir einen Muffin mit L&P Geschmack und ein L&P Eis für die Autofahrt. Selbst in den Toiletten war atmosphärisch persistent ein leichter L&P Duft versprüht worden. Ich merkte erst später, dass Muffin und Eis zusammen soviel Zucker beinhalteten, dass die Artikulation des resultierenden Zustandes aufgrund von Hibbeligkeit äußerst schwer fiel.

Tja, ein wenig später war ich auch schon wieder zuhause. Nach fünf Wochen und etwas über fünftausend Kilometern kam ich rechtzeitig zum Beginn der Bearbeitungszeit meiner Diplomarbeit wieder nach Auckland. Hochmotiviert nahm ich sofort die Arbeit auf und bin seit fast drei Wochen immer noch hochmotiviert dabei! ;)

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Trunkenheit am Meißel

Taupo

Nach der strapaziösen Wanderung am Vortag hatten ich mir ein wenig Entspannung verdient. Ich fuhr an Taupos Hafen und ließ mich von der Barbary auf den Lake Taupo segeln. Die Barbary ist ein Rennsegler von 1926, der angeblich irgendwann mal von Errol Flynn bei einem Kartenspiel gewonnen wurde und nun - über diverse Umwege - auf dem Lake Taupo Touristen zu den Maori Carvings schippert. Ich dachte eigentlich, dass diese in den Stein gemeißelten Muster einige hundert Jahre alt sind, wurde aber von unserem Skipper eines besseren belehrt: Erst 1980 kamen zwei professionell ausgebilete Steinhauer mit maori-Hintergrund auf die Idee, am Lake Taupo eine Art Andenken an ihre Vorfahren und die damit verbundene Kultur zu erschaffen. Mit Hilfe einiger Kollegen brauchten sie insgesamt zwei Jahre, um die Arbeit am Fels zu ihrer Zufriedenheit fertig zu stellen. Ein Grund dafür war nicht zuletzt, dass der Fels, an dem die Steinschnitzereien angebracht sind, nur vom Wasser aus zu erreichen ist. Erst versuchten sie, von einem Boot aus zu arbeiten, was sich aber schnell aus undurchführbar herausstellte. Dann brachten sie um den Felsen herum ein Gerüst an, von dem sie ohne das ständige Geschaukel des Wassers arbeiten konnten. Trotzdem mussten sie einmal eine gesamte Steinschicht abtragen, weil sie das Motiv so vermurkst hatten. Unserem Skipper zufolge war das hauptsächlich dem permanent angeheiterten Zustand der Steinmetze zuzuschreiben. Auch wenn das eine dreiste Behauptung sein könnte, war doch eindeutig zu erkennen, dass einige der Kringel an der Wand doch nicht so 100%ig symmetrisch waren. Naja, Hauptsache die Leute hatten Spaß bei der Arbeit, das Ergebnis war auch so beeindruckend genug.


Auf dem Rückweg in den Hafen von Taupo gabs noch heiße Schoki, Entenbesuch und weitere Stories über Lake Taupo, die Barbary und die Carvings zu hören. Zusammen mit der restlichen Crew - einem Briten und zwei Amerikanerinnen - genoss ich die Stimmung und entspannte mich bei leichtem Wellengeschunkel. So kamen Erinnerungen an meine Studienfahrt (lang ist's her *g*) nach Dänemark auf, nur dass die Crew damals etwas durchgeknallter war. Hach, schöne Zeit.^^

Wieder in Taupo, fuhr ich zu den Huka Falls. Zu meiner Überraschung war dies kein richtiger Wasserfall, sondern eher eine Verengung im Flussbett, durch die sich die Wassermassen durchquetschen und am Ende eher einen kleinen Hüpfer als einen Fall machen. Ich entnahm der Schautafel, dass dort pro Sekunde 160.000 Liter Wasser durchschießen, und lauschte beeindruckt dem resultierenden Getöse.


Gleich nebenan gab es den Honey Hive zu sehen, einen der größten Honiganbieter der Region. Früher konnte man dort Bienen bei der Arbeit zuschauen. Leider waren diese zum Zeitpunkt meines Besuchs nach einem Feuer ausquartiert worden, so dass nur noch der Souvenir-Shop mit Honigprodukten zu sehen war. Laaangweilig... und trotzdem blieb ich ein paar Minuten dort, um diverse Honigschnäpse zu verkosten. ;)


Ein paar Meter weiter besuchte ich den Prawn Park, eine skurrile Kreuzung aus Garnelenfarm und Erlebnispark für Kinder. Auf der einen Seite wurden dort regelrecht industriell Garnelen für den Weiterverkauf gezüchtet, auf der anderen Seite konnten Familien gegen Eintritt ihre Urlaubstage damit verbringen, mit einer kleinen Angel am Garnelenbecken zu sitzen und Garnelen zu fischen... oder durch einen Hindernisparcours über die Garnelenbecken zu hüpfen... oder sich mit Wasser neben den Garnelenbecken nass zu spritzen und so weiter und so fort. Der größte Fang des Tages wurde sogar auf einer Art Highscore notiert bevor er - wie die restlichen gefangenen Garnelen - in den Kochtopf geworfen wurde und als Ergebnis zum leiblichen Wohl seines Fängers beitrug.
Geschmackssache (im wahrsten Sinne des Wortes!) ist die Tatsache, dass der Park sein eigenes Maskottchen hat: Shawn the Prawn. So richtig mit Kulleraugen und einem netten Lächeln; im "hab mich lieb" style eben. An sich ja irgendwie niedlich, wenn man aber bedenkt, dass das Ziel eines Besuchs im Prawn Park ist, möglichst viele Shawns zu fangen, killen zu lassen und zu verspeisen, stellt dieser Park für manche Eltern spätestens im Restaurant erziehungstechnisch ein Schwergewicht dar, wenn die Kinder fragen, wo denn die ganzen niedlichen Krabbelviecher geblieben sind, die sie ja im Eimerchen mit nach Hause nehmen wollten. Guten Appetit! ;)
Ich griff nur schnell etwas Krabbensalat ab und machte mich auf die Socken.

Mittwoch, 24. Dezember 2008

I (nearly) climbed Mt. Doom!

Tongariro Crossing

Für 5:40 morgens war der Bus zum Mt. Tongariro angesetzt, der Wecker war auf 4:30 gestellt und wann wach ich auf? Richtig, 5:30. Mit einem Zeitfenster von 10 Minuten zur Vorbereitung auf eine alpine Tageswanderung ausgestattet, stopfte ich alle lebenswichtigen Utensilien in den Rucksack und rannte zum Parkplatz, wo der Bus schon zum zweiten mal hupte. Erinnerungen an frühe Snowboard-Samstage in Konstanz kamen hoch.^^
Auf dem Weg zum Tongariro National Park wurde ich von der Sonne überholt und merkte bald, dass das Wetter richtig, richtig schön werden sollte. Optimal, denn das Tongariro Crossing wird als die beste Ein-Tages-Wanderung gehandelt, die man auf der Nordinsel überhaupt machen kann. Nach einer Stunde Busfahrt war ich am Startpunkt, die Wanderschuhe wurden geschnürt, Sonnenschutz aufgefrischt und los gings. Die ersten Meter waren ziemlich bequem zu laufen, weil es noch keinen Höhenunterschied gab und ein Großteil des Weges über einen Steg zurückgelegt wurde, um die auf dieser Höhe noch wachsende Vegetation zu schützen. Dieser Steg ging aber schnell in unendlich viele Stufen über, die einen - die eigene Beinbewegung vorausgesetzt - den Berg hinauftrugen. Diese Stufen werden auch Devil's Staircase genannt, weil hier 200 Höhenmeter auf recht engem Raum erklommen werden und dieser Abschnitt die erste richtigen Anstrengung bedeutet. Naja, Stufen bringen Höhe und Höhe bringt Aussicht.

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Nach guten eineinhalb Stunden kam ich an den Punkt, von dem man zum Mt. Ngauruhoe (aka Mt. Doom, Schicksalsberg) hochklettern konnte. Für Leute mit exzellenter Kondition wären die zusätzlichen 3 Stunden Weg innerhalb des Zeitfenstern zu machen gewesen, ich ließ diesen strapaziösen Umweg wie die meisten Leute aus.

Ich durchquerte den topfebenen South Crater und brachte den schwierigen Aufstieg zum Red Crater zur Hälfte hinter mich.

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Nach fast drei Stunden Wandern war hier eine erste kleine Pause angesagt. Die Erdanziehungskräfte hatte meinem Lunchpaket besonders übel zugesetzt.


Egal, optische Werte waren an diesem Tag eh nicht weiter wichtig, also runter damit.
An dieser Stelle klarte der Himmel noch etwas weiter auf, so dass ich den Mt. Taranaki sehen konnte, der immerhin 120km Luftlinie entfernt ist.


Während ich da so saß und die zerknüllten Sandwiches runterwürgte, passierte etwas erstaunliches: Mir kam ein Jogger entgegen! Dazu muss man wissen, dass ich an dieser Stelle erst ca. ein Drittel des Weges hinter uns hatte und der Jogger aus der anderen Richtung kam, die mit mehr Aufstieg verbunden ist. Ohne auch nur zu verschnaufen bog der gute Mann auf den Pfad in Richtung Mt. Tongariro ab, den ich als nächstes in Angriff nehmen wollte. Nach nur 20 Minuten kam er auch schon wieder herunter gelaufen und trabte gleich weiter. Meine Güte, in der Zeit zum Tongariro Gipfel und zurück... das kann ja dann nicht so anstrengend sein, dachte ich mir. Ich brauchte volle eineinhalb Stunden, nur um das vorweg zu nehmen. ;)
Als der Jogger nur noch eine Staubwolke im South Crater war, stand ich so langsam auf und krakselten den Mt. Tongariro hinauf. Die letzten Meter ging es sogar durch ein Schneefeld, aber der Ausblick belohnte für alle Strapazen. Mit 1967m war ich hier auch am höchsten Punkt meiner Tour angelangt.



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360° Panorama vom Gipfel des Mt. Tongariro
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Als nächstes kam ich an den Red Crater, wo man ganz deutlich sehen konnte, dass der ganze Vulkan noch aktiv ist, denn überall dampfte es aus Erdlöchern und der Schwefelgehalt in der Luft stieg um einiges. Der Red Crater ist einer von vielen Kratern des Mt. Tongariro und ist 1926 zum letzten mal ausgebrochen. Mt. Ngauruhoe - Mt. Doom, an dem ich schon vorbei war - hingegen hat nur einen Krater und ist wohl so vor 2500 Jahren in einer mächtigen Eruption entstanden; daher ist er auch so schön symmetrisch.
Den aktivsten Vulkan der Gegend bekam ich an diesem Tag nur aus der Ferne zu Gesicht, den Mt. Ruapehu, der 1995 zum letzten mal ausbrach... und zwar so heftig, dass man die gesamte Ski-Saison 1996 dort ziemlich vergessen konnte.



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Nach dem sandigen Abstieg vom Red Crater kam ich an die Emerald Lakes, eine Gruppe von drei kleinen Seen, die durch ihre knalligen Farben auffallen. Grund dafür sind - wie in Rotorua auch - Mineralien im Gestein.




Nun folgte im Grunde schon der Abstieg, auch wenn ich noch nicht mal die Hälfte des Weges hinter mich gebracht hatte. Vorbei an weiteren Schneefeldern und kleinen Bächen kam ich so langsam wieder an die Vegetationsgrenze. Dort konnte man ab und zu einen von diesen Lavabrocken im Gras liegen sehen, die einfach unnatürlich rot sind für einen Stein.





Irgendwann zu diesem Zeitpunkt meldeten sich dann leider meine Füße, die trotz Schuhlockerungsversuchen beschlossen hatten, langsam aber sicher ein wenig Wasser umzuverteilen. So wurden die letzten Kilometer zu einer üblen Tortur, aber meine Güte, wie oft macht man sowas denn?


Nach guten acht Stunden und 25km Weg kam ich am Parkplatz an, wo auch schon mein Shuttle auf mich wartete.
Am Abend testete ich das campingplatzinterne Spa an und legte - wohlverdient - die Füße bei 38° warmem Thermalquellenwasser hoch. Ahh.

Montag, 22. Dezember 2008

Hole In One

Von Waitomo nach Taupo

Geschichtlich gesehen steckt Taupo - wie so ziemlich alle neuseeländischen Städte - noch in den Kinderschuhen. Als militärischer Außenposten vor 140 Jahren gegründet entwickelte sich der Ort schnell zu einem DER Urlaubsorte in Neuseeland. Kein Wunder, denn der angrenzende Lake Taupo ist der größte See Neuseelands und von der gesamten Nordinsel innerhalb eines Tages bequem zu erreichen. Entstanden ist der See - wie im Grunde ganz Neuseeland - bei einem Vulkanausbruch und vor ca. 2000 Jahren kam es in der Gegend noch einmal zu einem gewaltigen Ausbruch, dessen Auswirkungen selbst noch in China und Rom aufgezeichnet wurden. Ein Glück, dass Neuseeland damals noch nicht bewohnt war, denn die gesamte Nordinsel war danach meterdick mit Asche bedeckt.
Mir präsentierte sich Lake Taupo ziemlich spektakulär als ich über eine der vielen Hügelketten gefahren kam und auf einmal diese riesige blaue Wasserfläche vor mir liegen sah und sogar auf den Mt. Tongariro und seine beiden Vulkankumpels Mt. Ruapehu und Mt. Ngauruhoe blicken konnte.

Ich hatte völlig vergessen, dass es der 06.12. war. Obwohl in Taupo bei 30° im Schatten der Teer von den Straßen kleckerte, waren alle in Weihnachtsstimmung. Zum St. Nicholas Day finden überall in Neuseeland nämlich traditionell Straßenparaden statt, die vorzugsweise die Hauptstraße lahmlegen. Daher übte ich mich in Flexibilität, stellte die Karre etwas weiter außerhalb am See ab und folgte dem Straßenzug in die Stadt. Alles erinnerte ein wenig an den Kölner Karneval in klein (nur ohne Alkohol!); die meisten Wägen hatten so eine Art Motto, viele Leute trugen Kostüme und warfen Süßkram in die Menge. Selbst der Nikolaus war anwesend und bewies kleidungstechnisch wesentlich weniger Flexibilität als ich, so dass er sich in seinem roten Mantel und Bart ganz schön einen abschwitzte... armer Kerl. ^^




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Ich ging ins Infocenter und bereitete alles für das morgige Tongariro-Crossing vor. Danach schaute ich mir Lake Taupo aus der Nähe an. Zum Glück ist das Ufer praktisch völlig frei geblieben von Touriläden oder sonstigem, so dass man ganz entspannt am Wasser entlang spazieren kann.

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Nur eine skurrile Touri-Abzocke hatte es nicht lassen können: Für ein paar Scheine konnte man versuchen, ein Hole in One vom Ufer aus auf ein schwimmendes Golfgrün zu machen.



Nach den verzweifelten Versuchen einiger Spaßvögel, die sich die Gaudi mal gönnten, zu urteilen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, im Lotto zu gewinnen während man in seinem Keller vom Blitz getroffen wird.



Ich nahm noch den mächtig roten Sonnenuntergang mit und dann gings auch schon ins Bett. Am nächsten Tag um 5:40 kam nämlich schon mein Shuttlebus zum Tongariro-Crossing.

Samstag, 20. Dezember 2008

Glühwurmtourismus

Von Raglan über Hamilton nach Waitomo

Mein nächsten Zwischenstopp nach Raglan war Hamliton, Neuseelands größte innländische Stadt. Der Abschnitt über Hamilton im Reiseführer war überraschend kurz, also plante ich keine Übernachtung ein, was die richtige Entscheidung war, denn so richtig viel zu sehen gibt es in Hamilton anscheinend nicht. Beim Durchfahren mutete die Stadt ziemlich industriell und kalt an. Ich kam an der Hauptstraße vorbei und hatte nicht den Eindruck, dass es besonders gemütlich wäre, sich dort länger aufzuhalten. Vielleicht tue ich der Stadt unrecht mit diesem vorschnellen Urteil, aber so war eben mein Eindruck.
Ich fuhr etwas aus der Stadt hinaus zu den Hamilton Gardens, die überraschend schön waren. Es gab verschiedene thematisch unterschiedliche Abschnitte, die alle durch hohe Hecken voneinander getrennt waren, so dass man eher das Gefühl hatte, sich von einem großen Raum (ohne Decke^^) zum nächsten zu bewegen anstatt in einem Garten rumzulaufen. Wenn man sich nach den aufgestellten Schildern richtete, konnte man die zeitliche Entwicklung von Gärten über verschiedene Kulturen hinweg direkt miteinander vergleichen.
Vom Chinese Scholar's Garden ("Ein Platz zum Entspannen, Meditieren und Kultivieren des Geistes... ein Miniaturportrait des Kosmos." 7. Jhd.)...




über den Japanische Garten der Kontemplation aus der Muromachi Periode (13. bis 15. Jhd.), ...

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den Italian Renaissance Garden (15. und 16. Jhd.), ...

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den Indian Char Bagh Garden (17. und 18. Jhd.), ...

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den English Flower Garden (um 1880)...



bis zum American Modernist Garden war alles vorhanden, wobei letzerer eher öde war. Ich hätte nie gedacht, dass das Thema Gartenbau so interessant sein könnte. Auf jeden Fall war es erstaunlich, mit welcher Motivation diese Gärten gepflegt wurden... kein Wunder, dass die Stadt an sich etwas karge rüberkommt, wenn alle Geldmittel für Dünger und Heckenscheren ausgegeben werden. Ich war froh über meine Besucherstatus und die damit einhergehende Freiheit, sich selektiv das Beste herauspicken zu können. :)

Es ging wieder ein wenig Richtung Süden, nach Waitomo. Die dortigen Höhlensysteme beheimaten etwas, das von vielen als DAS Highlight der Nordinsel angesehen wird: Die Glühwürmchen in den Waitomo Caves. Ich war also gespannt und hatte hohe Erwartungen.
Das Örtchen Waitomo kann in Grunde nur die Glühwürmchenhöhlen als Daseinsberechtigung vorweisen; es gibt ein Info-Center, drei Souvenir-Läden mit Höhlenpostkarten, ein Hotel und einen Campingplatz... alles für den Glühwurmtourismus, der übrigens nicht erst seit gestern existiert. Nachdem der Maorihäuptling Tane Tinorau die Glowworm Caves vor guten hundert Jahren einem europäischen Entdecker gezeigt hatte, dauerte es nicht mehr lange bis die ersten Touren für Reisende durch die Caves angeboten wurden. Schnell wurde das Angebot breiter und heute hat man die Möglichkeit, verschiedene Glühwurmhöhlen per Boot, durch Abseilen oder auch Rafting zu erkunden... was natürlich seinen Preis hat. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass sich der Preis für eine einfache Tour per Boot durch die Glowworm Caves seit Druck meines Reiseführers fast verdoppelt hatte. Rafting - was ich wirklich gerne gemacht hätte - war preislich also leider absolut nicht drin. Ich buchte die letzte Tour des Tages (weniger Andrang!) und war gespannt.

Mich empfing eine etwas müde wirkende Maori-Frau, die mir die Story der Höhle und den Lebenszyklus der Glühwürmchen runterbetete. Glühwürmchen sind nämlich die Larven der Pilzmücke. Die Larven lassen in feuchten Höhlen klebrige Fäden von der Decke hängen und locken mit ihrem Licht kleine Insekten an, sie sich in den Fäden verfangen und dann verspeist werden. Je nach Menge des Insektenfutters dauert das Larvenstadium sechs bis neun Monate, dann verpuppt sich die Larve und zwei Wochen später schlüpft die Pilzmücke. Da diese keinen Mund hat, lebt sie nur zwei oder drei Tage; gerade lang genug, um Eier zu legen und als Futter für entfernte Verwandte zu enden.
Zu Fuß ging es in die Glowworm Cave, wo ich fragmenthafte Informationen zu Formen und Farben der Stalagtiten und -miten bekam, massenweise durchsetzt mit Hinweisen auf geplante Events in der Höhle (am 24.12. seilt sich Santa Claus vor zahlendem Publikum ab). Hauptsächlich gab es aber eine Auflistung der Probleme zu hören, die es bei der Kommerzialisierung der Höhle im Laufe der Jahre so gab. Nach einigen abschließenden Schenkelklopfern ging es endlich mit dem Boot auf einem unterirdischen Fluß in die Glowworm Cave. Auch wenn die bisherige Präsentation der Höhle eher mies war, der Anblick tausender Glühwürmchen in einer stockfinsteren Höhle ist einfach überwältigend. Die Wahrnehmung von Entfernung verlässt einen so langsam und man kommt sich vor wie unter einem übertrieben leicht grünlich funkelnden Sternenhimmel. Dankbarerweise hatten alle Besucher genügend Zeit sich sattzusehen und dann war die Tour auch schon beendet.
Ich verließ die Höhle mit noch nachhallendem WOW-Effekt, aber mit einem sehr stark abgefertigten Beigeschmack. Naja, die Glowworm Caves sind so gefragt, da muss sich dort wohl niemand mehr so richtig anstrengen.


Abends wartete ich bis es dunkel wurde und spazierte dann den Ruakuri Cave Walk ab, wo es auch vereinzelt Glühwürmchen an den Felswänden zu sehen gab. Mit Taschenlampe nachts im stockfinsteren Busch unterwegs zu sein ist übrigens genau so gruselig wie es sich anhört... vor allem, wenn man gerade durch einen der vielen engen Tunnel kriecht und einem plötzlich Leute entgegenkommen, die man erst bemerkt, wenn sie einen halben Meter vor einem stehen!
Was für ein Tag.


Ach und übrigens war auch noch National Jandal Day.