Sonntag, 15. Februar 2009

Happy (Chinese) New Year

Zwei Jahreswechsel innerhalb von wenigen Wochen... alles kein Problem hier in Auckland. Letztes Wochenende wurde hier im Albert Park direkt neben der Uni das Lantern Festival gefeiert, mit dem die chinesischen Neujahrsfestlichkeiten beendet werden.
Diese Tradition geht auf die Han Dynastie vor ca. 2000 Jahren zurück. Damals glaubte man, dass im Licht des ersten Vollmonds nach dem Mondkalender himmlische Geister auch für Menschenaugen zu erkennen seien. Bei der Suche nach diesen Geistern benutzten die Chinesen damals Laternen, die mit der Zeit in alle möglichen Farben und Formen angefertigt wurden. Das Laternenfestival ist auch als chinesischer Valentinstag bekannt, weil es in den alten Zeiten eine der wenigen Möglichkeiten für junge (und vor allem unverheiratete) Männer und Frauen war, sich abends miteinander zu treffen, ohne gleich einen werteverhafteten Skandal im Dorf zu fabrizieren.
Heute wird das Laternenfestival in vielen Ländern hauptsächlich als großer Laternenwettbewerb gefeiert, in dem kunstvolle Laternen ausgestellt und prämiert werden. Hier in Auckland ging die Feier darüber hinaus und war als Fest der chinesischen Kultur im Allgemeinen zu verstehen. Zehntausende von Menschen kamen letztes Wochenende zusammen und ließen sich von chinesischer Tradition und vor allem von chinesischem Essen bombardieren. Die Princess Street verwandelte sich in eine mehrere hundert Meter lange Fressmeile, auf der man erstaunlich günstig verschiedene Köstlichkeiten probieren konnte: Litschifrappé, Wassermeloneneis, Kokosnusscocktails (natürlich mit Strohhalm direkt aus der Nuss) und natürlich kiloweise Reis.




Hatte man sich ausreichend mit Fressalien ausgestattet, ging es in den Park, wo es im Performancebereich Vorführungen asiatischer Kampfkunst zu sehen gab.



In den frühen Abendstunden - als es wegen der Dämmerung so langsam zu dunkel für schwertschwingende Martial Artisten wurde - verwandelte sich die Performance Area in eine gigantische Karaokeveranstaltung, bei der unverständlicherweise ein extremer Andrang herrschte. Hunderte von Leute, die auf der Wiese sitzend reihenweise schlechten Möchtegernsängern und -innen zuhören... nachdem hier letztes Jahr mit "New Zealand got talent" eine schreckliche, englische Fernsehgewohnheit übernommen wurde, könnte man glauben, dass die Leute sich am Scheitern anderer sattgesehen haben, aber Karaoke war im asiatischen Raum schon immer ganz groß. Auf die Frage, warum dies so ist, wurde mir auch an diesem Abend keine praktische Antwort geliefert. Nebenbei: Hier in der Gegend gibt es sogar haufenweise Karaoke-Lokale, in denen man sich private Räume für Karaoke mieten kann; für Firmenfeiern und so weiter. Equipment wird natürlich gestellt. Naja, wer's braucht.



Unauffällig pfeiffend entfernte ich mich von der Karaoke Bühne. Mit der untergehenden Sonne entfaltete das Laternenfest dann auch seinen vollen Charme. Überall im Albert Park waren hunderte von verschiedenen Laternen an den vielen Bäumen angebracht worden, die jetzt bei zunehmender Dunkelheit aktiviert wurden und das Fest in ein Lichtermeer tauchten. Ich drehte eine ausgedehnte Runde durch den Park und bewunderte die farbenfrohen Laternen.















Nach einem Refill am Litschifrappéstand (das Zeug ist einfach nur himmlisch!) ließ ich mich wie die meisten Leute auf der Wiese vor der Hauptbühne nieder und genoss das Geprassel von chinesischer Tradition: Es gab chinesischen Operngesang zu hören und Puppenspiel zu bestaunen, ein überaus flexibler Künstler führte den Monkey Dance vor, dann wurden Instrumente gespielt, die ich noch nie im Leben gesehen habe und den Schluss bildete der Lion Dance, bei dem Löwenfiguren innerhalb einer komplizierten Apparatur an Seilen durch die Luft gewirbelt wurden und eine mutmaßlich tiefphilosophische Geschichte erzählten, die ich mit meinem simplen europäischen Hintergrund nur ansatzweise erfassen konnte.






Nach einem kurzen Countdown wurde dann mit einem großen Feuerwerk das Jahr des Ochsen begrüßt.


Insgesamt eine sehr beeindruckende Veranstaltung mit einer fantastischen Stimmung und ein wenig geheimnisvollem Ambiente durch die vielen Laternen. Ein absolutes must do für jeden, der im Februar nach Auckland kommt!

1 Kommentar:

Michael hat gesagt…

Der nächtliche Laternenumzug erinnert mich an die Basler Fasnacht!!! Da wars allerdings um einiges kälter :/
Schöne, leuchtende Fotos!
Aber: wo seid Ihr noch mal??? In Asien, glaub ich?! Zuerst ein Hindu-Fest, jetzt das chinesische neue Jahr... Als nächstes kommt wohl das 'Hare krishna' ;)

Lieben Gruß vom TV-Star!