Sonntag, 20. November 2011

Kea-Kopfnuss

15.05.2009: Von Te Anua zum Milford Sound und wieder zurück


Der an das Autodach prasselnde Regen weckte mich auf und erleichterte mir den Aufbruch von dem verlassenen Lookout, der mir als Übernachtungsstandort gedient hatte, in Richtung Te Anua, welches normalerweise als Ausgangspunkt für die Touren zum berühmten Milford Sound dient. Von dort kann man sich für viel Geld in Bussen mit eingebauter, Sicht-erleichternder Schräglage zum Milford Sound karren lassen und dort für noch mehr Geld eines der vielen Schiffe besteigen, die Touris durch den bekanntesten Fjord Neuseelands tragen. Wie immer entschied ich mich für die Sparversion, d.h. der Bus wurde durch das eigene Auto ersetzt und die Schiffstour durch ein wenig Vorstellungskraft.
Auf dem Weg zum Milford Sound kam ich wieder an diesen herrlich goldenen Herbstgräserlandschaften vorbei, doch meist ging es wie gewohnt durch den Busch bzw. Wald.




Je näher man dem Milford Sound kommt, desto steiler wurde die Landschaft. Rechts und links der Straße bauen sich die Gebirgswände bedrohlich auf und lassen hin und wieder keine Sturzbäche ins Tal fließen.


Als ich am Fjord ankam regnete es natürlich, was aber nicht weiter verwunderlich war, da diese Region eine der regenreichsten Neuseelands ist. Ich hatte aber Glück und für eine halbe Stunde gab der Regen Ruhe. Gerade lange genug um den kurzen Fußweg zum Ufer zurück zu legen und eine Ahnung davon zu kriegen, wie so ein neuseeländischer Fjord so aussieht. Umgeben von den vielen schneebedeckten Bergen kam man sich schon ziemlich klein vor.






Auf dem Rückweg nahm ich mir ein wenig mehr Zeit für die ganzen Kleinigkeiten, die es am Wegesrand noch so zu sehen gab. So kam ich z.B. zum Chasm Fall, dessen Wasser über die Jahrhunderte Dutzende von Kubikmetern Stein weggewaschen hatte.



Kurz vor dem höchsten Punkt zurück vom Milford Sound, dem Homer Tunnel, hätte ich beinahe das zweitbekannteste Vogelwahrzeichen des Landes übersehen. Der Kea ist zwar nicht ganz so populär wie der Kiwi, dafür umso quirliger und frecher. Ich hielt am Straßenrand und es dauerte nicht lange, bis ein Kea-Pärchen sich in meiner Nähe auf die Leitplanke setzte. Nach ein wenig Small Talk waren die ersten Berührungsängste überwunden und das Kea-Männchen machte erste Anstalten, seine Begleiterin zu beeindrucken, indem es sich auf meine Motorhaube setzte. Ich nutzte die Gelegenheit für ein Foto, was von meinem gefiederten Gegenüber als allgemeiner Freibrief für Schabernack aufgenommen wurde. Das Federvieh legte seinen Kopf in den Nacken und tat so, als würde es das Schneegestöber am Himmel verfolgen, nutzte dann aber den gewonnenen Schwung, um kraftvoll seinen Schnabel gegen meine Lackierung zu donnern.
Ich erklärte die Fotosession mit sofortiger Wirkung für beendet und verscheuchte meine Models unbezahlterweise. Diese flatterten aufgebracht davon und verbreiten womöglich noch heute mein hoffentlich einziges negatives Review als Fotograf.









Danach beäugte ich die Humboldt Falls nur kurz und musste den Key Summit Track wetterbedingt links liegen lassen. Auf dem Weg zum Mirror Lake ließ der Regen dann nach und ich legte mir passenderweise Fat Boy Slims "If you walk without rythm you won't attract the worm" auf die Ohren. Getreu meinem neuen Motto pirschte ich mich taktlos an den besten Foto-Spot. Ganz so gut wie den Lake Matheson konnte ich den Reflektionstümpel trotzdem nicht aussehen lassen.


In der Te Anau library wärmte ich mich beim bloggen auf, danach folge die übliche Kofferraum-Schlafplatz-Routine.

Keine Kommentare: