Mittwoch, 30. November 2011

Mehr Süden geht nicht

Vom Waipapa Point nach Dunedin


Der Schnitzelburger vom Vortag bot mir eine perfekte Grundlage für eine entspannte Nachtruhe. Dementsprechend früh klopfte ich bei meinem Kollegen vom Vortag und seinen zwei Hunden an die Windschutzscheibe, um ihnen noch eine gute Reise zu wünschen. Über die Schotterpiste fuhr ich zurück auf den Highway und machte am Slope Point Halt... dem wirklich südlichsten Punkt des neuseeländischen Festlands. Hier zeigte sich das Kiwi-Wetter von seiner übelsten Sorte und ließ mich scheinheilig die vollen 30 Minuten Fußweg zum Slope Point im Trockenen zurücklegen. Dort angekommen warf mir der Maori-Wettergott so ziemlich jede Regenwolke entgegen, die im göttlichen Staatsarchiv für Meteorologie auf ihre Inventur wartete. Innerhalb kürzester Zeit war meine komplette Textil-Protektion durchweicht, was aber eh keinen Unterschied mehr machte, da ich auf dem Rückweg knöcheltief durch die Reste des Feldweges waten durfte. Am Auto angekommen nahm ich ein kurzes Garderoben-Upgrade vor und kann nun behaupten, Neuseeland von Osten bis Westen und von Norden bis Süden komplett bereist zu haben.




Auf dem weiteren Weg zur Curio Bay und Porpoise Bay, an denen man bei sonnigem Wetter manchmal Delphine sehen kann, muss ich mich außerdem wohl kurz verfahren haben.


Es folgte das Abhaken einiger Wasserfälle auf der Reiseliste. Hier eine Auswahl:
McLean Falls, die durch die Regenfälle gut gefüllt waren und auf denen man außerdem prima rumklettern konnte.

Purekauni Falls, die zu den meistfotografierten Wasserfällen Neuseelands gehören.


Es folgen noch ein paar Versuche, an einigen Aussichtspunkten einen guten Blick auf die Landschaft zu ergattern, aber der Wind war so stark, dass mein wegfliegender Rucksack mich zu strangulieren drohte. Wir sehen uns wieder, Cannibal Bay, Tunnel Hill und Nugget Point!


In Dunedin auf dem Campingsplatz lernte ich beim bloggen noch Sina und Marc kennen; zwei Verrückte, die mit dem Leben in Deutschland vorerst abgebrochen haben, sich seit über einem Jahr durch die Welt schlagen und eifrig davon berichten. www.global-wings.de

Samstag, 26. November 2011

Perfekte Momente

18.05.2009: Von Riverton über Invercargill zum Waipapa Point


Invercargill kam - wie viele der jungen Städte der Südinsel - recht industriell und kalt rüber. Davon konnte der ausladende Queenspark mit seinem schachbrettartigen Mahnmal auch nicht wirklich ablenken.



Nach einem lehrreichen Film über Charlie Chaplin im örtlichen Museum fuhr ich kulturell erheitert nach Bluff, Stirling Point, welches als südlichster Punkt Neuseelands gehandelt wird. Dies allerdings nur, weil hier der Highway 1 endet und er damit für Touristen gut erreichbar ist. Nichtsdestotrotz gab es alles, was ein solcher Ort haben muss: Die obligatorische Schildersammlung, die anzeigt, wie viele Tausend Kilometer diverse Metropolen der Welt von hier entfernt sind, einen kleinen Leuchtturm, eine Bar namens "Drunken Sailor" und natürlich eine bombastische Aussicht.










Mein Weg führte mich weiter zum Wrack der Ino, das recht simpel und auf eine pragmatisch einleuchtende Art und Weise veranschaulicht, warum man als neuseeländischer Fischer nicht betrunken bei Ebbe zum Fischen rausfahren sollte. Schadenfreude neuseeländischer Art.

Weiter ging es durch die wunderschönen Catlins, eine Landschaft voller grüner Hügel, die in der untergehenden Sonne besonders fotogen durch meine Linse brachen.


Mein Ziel für die Nacht war der ziemlich abgelegene Waipapa Point. Im Grunde nichts weiter als ein kleiner Leuchtturm am Strand und doch hatte dieses Fleckchen Erde seinen ganz eigenen Reiz. Auf dem Parkplatz traf ich einen Alternativ-Reisenden, der eigenen Angaben zufolge schon die dritte Nacht dort in seinem Kleinwagen samt zwei Hunden (!) verbrachte. Nach kurzem Gespräch schulterte ich mein Stativ und erklomm einen kleinen Hügel in der Nähe. Kaum war ich oben angekommen, machte der Regen eine Pause und die Sonne zauberte einen doppelten Regenbogen an den Himmel, der sich mir vollkommen zentriert über dem Leuchtturm präsentierte. Manchmal ist mal halt genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Perfekt.









Nach einer halben Stunde hatte sich die Sonne aber ausgepowert und es war gar nicht so leicht, den abendlichen Schnitzelburger im Küstenwind zuzubereiten.

Mittwoch, 23. November 2011

Monkey Island

16.05.2009: Von Te Anua nach Riverton


Die Bibliothek von Te Anua hatte es mir angetan. Schnelles wlan, gut gepolsterte Stühle und eine kleine aber feine Comic-Abteilung. Der erneute Besuch dort könnte aber auch daran liegen, dass das Wetter so prickelnd war wie ein im Kühlschrank vergessener Sekt vom letzten Silvester.
Ich fuhr die Southern Scenic Route weiter nach Süden und hielt kurz an den Rakatu Wetlands, die mich allerdings zu nicht mehr als einer kurzen Umrundung meines Autos animieren konnten. Ich weiß auch nicht, was ich mir von diesem Abstecher versprochen hatte... immerhin handelte es sich um einen Sumpf!
Kurz danach kam ich an der Clifton Suspension Bridge vorbei, an der ein Haufen historisches Zeugs passiert ist, das mit der wachsenden Industrialisierung Neuseelands zu tun hatte. Auch auf den zweiten Blick sah dieses Monument noch immer aus wie eine normale, wenn auch vom Zeitgeist angefressene Brücke. Ich gab mir fotografische Mühe...


Es folgte der Dean Forest, in dem einige der ältesten Bäume Neuseelands stehen. Gleich im Anschluss kam ich durch Tuatapere, die Würstchenhauptstadt des Landes. Diese Anhäufung von Fleischereifachgeschäften machte leider einen ebenso toten Eindruck auf mich wie der Inhalt der angepriesenen Würstchen, von denen ich übrigens auch kein einziges zu Gesicht bekam, da samstags die gesamte Stadt geschlossen ist... ebenso wie allgemein zwischen April und August.

Etwas weiter die Straße runter lag das überaus windige McCrackens Rest, das im Sommer ein alternativer Sammelpunkt für Surfer ist.





Nun kam mein persönliches Highlight dieses verregneten Tages: Ich habe Monkey Island gefunden.



Von Guybrush Threepwood oder gar LeChuck war leider nichts zu sehen, trotzdem sorgte das Sraßenschild für breites Grinsen im Auto und einer spontanen Rechtskurve. Monkey Island war in der Vergangenheit der Ankerpunkt gewesen, an den die Maori mit ihrem Kanu an dieser Stelle der Insel an Land gekommen waren. Woher die Insel aber ihren Namen hat, erschloss sich mir nicht; Affentheater war keines zu erkennen.

Letztes Ziel für den Abend war Riverton, welches mit seinen Riverton Rocks in der Dämmerung noch für einen guten Grund sorgte, sich am Strand von den Sandfliegen verspeisen zu lassen.


Sonntag, 20. November 2011

Kea-Kopfnuss

15.05.2009: Von Te Anua zum Milford Sound und wieder zurück


Der an das Autodach prasselnde Regen weckte mich auf und erleichterte mir den Aufbruch von dem verlassenen Lookout, der mir als Übernachtungsstandort gedient hatte, in Richtung Te Anua, welches normalerweise als Ausgangspunkt für die Touren zum berühmten Milford Sound dient. Von dort kann man sich für viel Geld in Bussen mit eingebauter, Sicht-erleichternder Schräglage zum Milford Sound karren lassen und dort für noch mehr Geld eines der vielen Schiffe besteigen, die Touris durch den bekanntesten Fjord Neuseelands tragen. Wie immer entschied ich mich für die Sparversion, d.h. der Bus wurde durch das eigene Auto ersetzt und die Schiffstour durch ein wenig Vorstellungskraft.
Auf dem Weg zum Milford Sound kam ich wieder an diesen herrlich goldenen Herbstgräserlandschaften vorbei, doch meist ging es wie gewohnt durch den Busch bzw. Wald.




Je näher man dem Milford Sound kommt, desto steiler wurde die Landschaft. Rechts und links der Straße bauen sich die Gebirgswände bedrohlich auf und lassen hin und wieder keine Sturzbäche ins Tal fließen.


Als ich am Fjord ankam regnete es natürlich, was aber nicht weiter verwunderlich war, da diese Region eine der regenreichsten Neuseelands ist. Ich hatte aber Glück und für eine halbe Stunde gab der Regen Ruhe. Gerade lange genug um den kurzen Fußweg zum Ufer zurück zu legen und eine Ahnung davon zu kriegen, wie so ein neuseeländischer Fjord so aussieht. Umgeben von den vielen schneebedeckten Bergen kam man sich schon ziemlich klein vor.






Auf dem Rückweg nahm ich mir ein wenig mehr Zeit für die ganzen Kleinigkeiten, die es am Wegesrand noch so zu sehen gab. So kam ich z.B. zum Chasm Fall, dessen Wasser über die Jahrhunderte Dutzende von Kubikmetern Stein weggewaschen hatte.



Kurz vor dem höchsten Punkt zurück vom Milford Sound, dem Homer Tunnel, hätte ich beinahe das zweitbekannteste Vogelwahrzeichen des Landes übersehen. Der Kea ist zwar nicht ganz so populär wie der Kiwi, dafür umso quirliger und frecher. Ich hielt am Straßenrand und es dauerte nicht lange, bis ein Kea-Pärchen sich in meiner Nähe auf die Leitplanke setzte. Nach ein wenig Small Talk waren die ersten Berührungsängste überwunden und das Kea-Männchen machte erste Anstalten, seine Begleiterin zu beeindrucken, indem es sich auf meine Motorhaube setzte. Ich nutzte die Gelegenheit für ein Foto, was von meinem gefiederten Gegenüber als allgemeiner Freibrief für Schabernack aufgenommen wurde. Das Federvieh legte seinen Kopf in den Nacken und tat so, als würde es das Schneegestöber am Himmel verfolgen, nutzte dann aber den gewonnenen Schwung, um kraftvoll seinen Schnabel gegen meine Lackierung zu donnern.
Ich erklärte die Fotosession mit sofortiger Wirkung für beendet und verscheuchte meine Models unbezahlterweise. Diese flatterten aufgebracht davon und verbreiten womöglich noch heute mein hoffentlich einziges negatives Review als Fotograf.









Danach beäugte ich die Humboldt Falls nur kurz und musste den Key Summit Track wetterbedingt links liegen lassen. Auf dem Weg zum Mirror Lake ließ der Regen dann nach und ich legte mir passenderweise Fat Boy Slims "If you walk without rythm you won't attract the worm" auf die Ohren. Getreu meinem neuen Motto pirschte ich mich taktlos an den besten Foto-Spot. Ganz so gut wie den Lake Matheson konnte ich den Reflektionstümpel trotzdem nicht aussehen lassen.


In der Te Anau library wärmte ich mich beim bloggen auf, danach folge die übliche Kofferraum-Schlafplatz-Routine.