Samstag, 23. August 2008

Anfängerwellen

Nach fast zwei Monaten ohne sportliche Betätigung war der Punkt erreicht, an dem sich was ändern musste. Ja klar, man könnte hier jeden Morgen eine Runde um die Häuser joggen, aber wie langweilig ist das denn bitte? ;)
Mittlerweile habe ich auch eine Volleyball Gruppe ausgemacht, die sich wöchentlich trifft. Diese besteht zwar hauptsächlich aus sehr von sich selbst überzeugten Russen (vielleicht hat die Invasion doch mal stattgefunden), ist aber besser als nix.
Glücklicherweise gibt es an der Uni aber Supersonderangebote für Studis, um ihnen den Einstieg in die Wassersportwelt Neuseelands zu erleichtern. Auch wenn ich eher einen motorisierten Untersatz vorgezogen hätte, war letzten Samstag dann erstmal das Malibu Board dran. Surfen stand also auf dem Programm. Ungewohnt früh verließ ich das Haus und nahm den Bus zur Uni, Treffpunkt Recreation Center.
Einige Minuten später kam auch schon ein klappriger Bus um die Ecke gebogen, mit einem knappen Dutzend Brettern auf dem Dach und einem echten Surfertyp am Steuer. Wie man sich das eben so vorstellt.

Nachdem alle Leute in den Bus geladen waren, gab es eine kurze Vorstellungsrunde (sechs Deutsche und zwei Inder, naja, was hat man auch anderes erwartet) und dann gings auch schon los. Wir hatten die Auswahl zwischen West- oder Ostküste, zwischen acht Meter hohen Monsterwellen oder ein bis zwei Meter hohen Anfängerwellen. Nach kurzer Diskussion mit einem lebensmüden Wahnsinnigen wurde dann demokratisch für die Anfängerwellen gestimmt. Ziel war Pakiri Beach, da ware ich sogar schon einmal, konnte mir die Strandbesichtigung aber Abschminken dank Regen. Hätte nicht gedacht, dass ich so schnell wiederkommen würde.
Zwei Stunden Fahrt später wurden die Boards vom Dach geholt und die Wetsuits verteilt, denn hier ist wie gesagt immer noch Winter. Nebenbei: Als ich meinem Flatmate Ian erzählten, dass ich im August Surfen gehe, war sein Kommentar nur ein knappes: "Crazy Germans!"
Als ich dann in meinem Wetsuit am windigen Strand stand und dank des windanfälligen Boards halb weggepustet wurde, erhellte sich mir der tiefere Sinn seiner Bemerkung. Egal, solche Bedingungen sind doch optimal, um herauszufinden, ob das Wellenreiten überhaupt was für einen ist und ob man im Sommer noch mehr Zeit dafür investieren sollte.
Zu Anfang wurden ein paar Trockenpaddelübungen auf dem Sand absolviert und Instruktionen verteilt, wie man nicht gleich bei der ersten Welle mit dem Kopf voran in den Meeresboden gerammt wird. Halbherzig hörte ich zu und war schon mit den Gedanken im Wasser, welches sich dank Wetsuit dann als gar nicht mal so kalt herausstellte, als der Körper schlussendlich den Gedanken folge. Nach zwei Monaten ohne Sport war mein erster Eindruck, dass Surfen wesentlich anstrengender ist als es aussieht. Und mit wesentlich meine ich, dass ich nach 20 Minuten im Wasser platt war. Anscheinend ging das aber nicht nur mir so, also gab es recht bald eine kleine Mittagspause mit selbstgemachtem Stew . Beim Essen gab es vom Surf Instructor noch ein paar Tipps, Tricks und Stories.
Die zweite Session am Nachmittag war dann auch nicht mehr so kräfteraubend, wenn man erstmal raus hatte, die Kraft des Wassers für sich zu nutzen und sich nicht dauernd vom Wind rumschubsen zu lassen. Das hört sich jetzt ein wenig so an, als hätte ich den Dreh ratzfatz raus, aber nach einem Tag sah das eigentliche "Surferlebnis" so aus: Irgendwie ein paar Dutzend Meter ins Meer hinauspaddeln, irgendwie vermeiden, das Board von einer Welle ins Gesicht geschmettert zu bekommen, irgendwie in Position vor eine gute Welle kommen, irgendwie auf die Geschwindigkeit der Welle paddeln, irgendwie ganz langsam aufstehen und das Gleichgewicht halten, umfallen, irgendwie vermeiden, sich das Board an den Kopf zu ballern. In der Retroperspektive sind das viele Variablen, die für ein paar Sekunden erfolgreiches "Surfen" stimmen müssen, aber ab und zu hat es wirklich geklappt... irgendwie.

Als ich einen relevanten Anteil meiner Zehen nicht mehr spüren konnte, war es Zeit, wieder aus dem Wasser zu kommen. Wir schälten mich aus den Wetsuits, packten die Boards ein und saßen noch ein wenig am Strand rum. Ein lustiger kleiner Hund leistete uns Gesellschaft, von dem keiner wusste, zu wem der eigentlich gehörte. Ich hörte mir noch ein paar weitere Horrorstories vom Surf Instructor an, die einen den Glauben an die natürliche Selektion verlieren ließen (ich musste spontan an die Darwin Awards denken, weiß auch nicht warum *gg*) und dann ging es auch schon nach Hause. Plan für den nächsten Tag: Muskelkater! Und zwar überall!

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