Montag, 14. Juli 2008

Glühgruselkäfer

Von Pakiri bis Whangarei.


Pünktlich am Samstag vor dem Frühstück räumte ich die Hütte im Beach Holiday Park in Pakiri und verzichtete dank Regen auf den Spaziergang am Pakiri Beach. Ich ließ es mir aber nicht nehmen, dem Nachbarn vor die Veranda zu fahren, um wenigstens aus dem Auto heraus einen Blick auf den Strand zu werfen. Ein netter Strand, wenn es nicht gerade regnet. Im Sommer komme ich wieder...
Über einen kleinen Umweg ging es zurück auf den Highway 1 und einige Stunden später war ich dann auch schon in Whangarei.


Mit 45.000 Einwohnern ist Whangarei eine der größeren Städte im Norden Neuseelands, quasi das Zentrum der Nordinsel. Nach einem kurzen Besuch im Information Point war ich schlauer, was es dort so an Sehenswürdigkeiten abzuklappern galt. Beim weiteren Rumfahren stieß ich dann auch schon auf den Wegweiser (also nicht buchstäblich natürlich) "Whangarei Falls", der mich zu den gleichnamigen Wasserfällen bzw. den Parkplätzen davor geleitete. Der Name versprach botanischen Romantik-Kitsch, welcher ein paar Stufen abwärts auch schon erreicht wurde. Nach dreimaligem Auf- und Abbauen des Fotoequipments aufgrund von perfektem Regen-Timing war entsprechende Romantik dann ein wenig später auch in Pixel gequetscht. Zeit abzuhauen. ^^


Das unstete Wetter machte mir die Entscheidung zum Rückzug nur leichter und trotzdem hätte ich fast einmal eine falsche Abzweigung genommen. Erst im Auto sah ich, was mir fast passiert wäre: Nach der Brücke am Wasserfall gab es eine Weggabelung, beschildert mit "Rundweg...". Ich kam vom Parkplatz, einmal um den Wasserfall rum, also müsste es hier wieder zum Parkplatz gehen. Nur in welche Richtung dieser Rundweg weitergeht, konnte man dem kleinen Schildchen an der Gabelung leider nicht entnehmen. Ich nahm links und kehrte nach guten 15 Minuten um, als ich an eine Hängebrücke kam. Rechts wäre natürlich richtig gewesen. Murphy halt.

Der linke Weg hätte direkt zu einem anderen Wanderweg geführt und hätte auch "nur" gute zwei Stunden in Anspruch genommen, entnahm ich dem kleinen Faltblatt vom Information Point, das natürlich im Auto liegen geblieben war. Es war also eine gute Entscheidung gewesen, umzukehren... so ca. eine Stunde vor Sonnenuntergang.

Mittlerweile fraß sich die Nässe durch meine leichten Schuhe an den Hosenbeinen hoch... es war nur eine Frage der Zeit bis... *brr* bloß nicht drüber nachdenken. Ich checkte in einem Hostel namens "Manaakitanga Whangari" ein und informierte mich über den nächstgelegenen Outdoor-Shop für den notwendigen Schuhkauf. Das Wort "nächstgelegener" ist hier wahrscheinlich zu übersetzen mit "einziger vernünftiger in der Stadt" aber selbst der hatte samstagabends nicht mehr offen, dafür aber am Sonntag, wie übrigens die meisten Geschäfte in Neuseeland.
Also wurde der Schuhkauf verschoben und mit den Vorbereitungen für die spätabendliche Glühwürmchen-Begaffung begonnen. In Fußmarschnähe zum Hostel sollte es nämlich so eine Art Glühwürmchenhöhle geben, in der man diese Spezies bei Dunkelheit gut sehen konnte. Diesmal wurde das kleine Infoblatt vom Info Point also eingepackt (selbst wenn es für die geplante Gegend recht nutzlos war), an der Rezeption wurde ich freundlicherweise noch mit einer monströsen Taschenlampe ausgestattet und los gings.
Um ehrlich zu sein hatte ich mir ungefähr folgendes vorgestellt: Eine gigantische Höhle (ungefähr wie die im ersten Teil der Herr der Ringe Filme, in der die Gefährten vom Balrog überrascht werden), in der abertausende von kleinen Leuchtpunkten in wirren Mustern hin- und herschwirren und dabei ein furchteinflößendes Surren von sich geben. Naja, was soll ich sagen, trotz oder vielleicht gerade wegen dieser überaus realistischen Erwartung meinerseits war ich etwas enttäuscht: Nach einigen kleineren Unklarheiten über den richtigen Weg und einem unerwarteten Hagel(!)schauer (den ich im Schutze der Bäume bei einem ausrangierten Bus nur knapp überlebte) erreichte ich schließlich den Weg zu den Glühwürmchen. Man erkannte ihn daran, dass dort sämtliche Straßenbeleuchtung auffhörte und man seine eigene Hand vor Augen nicht mehr erkennen konnte (diesmal buchstäblich!), sobald man zehn Schritte von der regulären Straße in den Wald hinein gemacht hatte. Ein Hoch an dieser Stelle auf meine gigantische Taschenlampe! Nach einigen weiteren hundert Schritten ins immer dunkler werdende Nichts stellte sich die Glühwürmchenhöhle als eine Art Weg heraus, der sich ein wenig ins ihn umgebende Gelände gefräßt hatte. Mittlerweile war es wirklich verdammt dunkel, besonders als ich die Taschenlampe ausmachte. ;) In den ersten Sekunden sah man wirklich gar nichts, aber dann - als die Augen sich so langsam an die Dunkelheit gewöhnt hatten - konnte man hunderte von kleinen leuchtenden Punkten ausmachen, die seitlich in der Erdwand steckten. Das Licht war zwar sehr schwach, erzeugte aber nach einer Weile so ein hintergründiges Glühen, was besonders gut aus den Augenwinkeln heraus wahrgenommen werden konnte. Und kaum schaute man direkt drauf, war es weg. Ich leuchtete dann noch kurz das Infoschild aus, erfuhr, dass Glühwürmchen eigentlich Glühkäfer sind und machte mich dann auf den Rückweg, weil es so langsam echt gruselig wurde.

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