Mittwoch, 16. Juli 2008

Kamikaze-Spatzen

Von Pukenui über Cape Reinga bis Matakohe

Dank unheizbarem Zimmer war ich auch am Mittwoch letzter Woche früh auf den Beinen und dann auch schon im Auto. Den Ninety Mile Beach ließ ich vorerst aus und heizte direkt zum Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Und obwohl die Straße dorthin schon teilweise geteert ist, kommt man sich vor wie am Ende der Welt.


Steht man erst am Leuchtturm (der übrigens immer noch in Betrieb ist), hat man um sich herum fast nichts als den Ozean bzw. den Pazifik, der auf die Tasmanische See trifft. Hier soll es bei Sturm bis zu zehn Meter hohe Wellen geben, aber während unseres Besuchs war es recht ruhig. Die Brandung war eh so weit unten, dass man eine fünf Meter hohe Welle nicht von einer fünfzehn Meter hohen Welle hätte unterscheiden können. Hier am Cape Reinga gab es wohl mal den nördlichsten Briefkasten Neuseelands und ich hatte mir deswegen extra ein paar Postkarten gekauft, aber leider nutzen die Neuseeländer ihren Winter wohl dazu, sämtliche Sehenswürdigkeiten zu renovieren, um für den Ansturm im Sommer fit zu sein. Daher gab es weit und breit keinen Briefkasten und ich nahm meine Postkarten unbeschrieben wieder mit.




Ich hatte mich auch schon darauf gefreut, diesen verrückten Wegweiser zu sehen, der einem anzeigt, welche Orte wieviele Tausende von Kilometern entfernt sind. Damit wird das Gefühl dann nur noch mehr bestärkt, wirklich am letzten A...rm der Welt zu sein. Ihr wisst schon, diesen hier, davon hat jeder schon mal irgendwo ein Foto gesehen. Aber der sah leider so aus.


Frechheit! :(


Naja, egal, ich genoss die Stimmung und verdrückte mich dann so langsam als die ersten Reisebusse der großen Veranstalter ankamen. Mit diesen Reisebussen konnte man nämlich ab Kaitaia und von vielen anderen Städten aus die Nördliche Halbinsel erkunden bzw. man wurde bequem hinkutschiert. Viele dieser Busse fuhren dann auch ein Stück über den Ninety Mile Beach und ließen Touristenkinder aufkreischen, wenn das Wasser von den Busrädern weggespritzt wurde. Aber mal ehrlich, wie spannend ist es, in einem vollgefederten, vollklimatisierten und voll langweiligen Bus voller Touris über den Strand zu tuckern? Richtig, gar nicht spannend, wenn man das gleiche mit seinem eigenen Auto machen kann und dabei noch den Nervenkitzel hat, dass man plötzlich im Sand stecken bleiben könnte und dabei zusehen muss, wie das Auto so langsam von den Fluten verschlungen wird. Kurzentschlossen bog ich - ich glaube, es war bei Waihopo - in eine Nebenstraße Richtung Strand ab und kam einige Minuten voller Schlaglöcher später auch schon direkt am Strand an. Mit direkt meine ich auch direkt, denn die Straße verlief einfach im Sand und schon stand man da... aufm Strand. Und davon gibt es dann auch massig, denn die gesamte Küste von Kaitaia nach Norden bis zum Cape Reinga sieht im Grunde gleich aus; kilometerweit heller Sandstrand. Es ist allerdings nicht dieser feine Puderzucker-Sand, sondern schon recht harter Bodenbelag, der sich problemlos befahren lässt. Also zum Sonnenbaden oder Beachvolleyball spielen ist man hier falsch, aber zum Quad oder Jeep fahren genau richtig. Also fuhr ich einfach ein wenig rum, schloss die Augen dabei und stellte mir vor, dass mein Automo-Car mit Allradantrieb und Ralleyfederung ausgestattet wäre. Nach genauer Analyse der Wasserbewegungen zwecks Gezeitenfeststellung fuhr ich auch die nächsten 10 oder 15km auf dem Strand nach Süden, denn dort musste ich ja sowieso hin.





Es kamen mir noch einige Quads und Jeeps und sogar ein paar Motorräder entgegen, also konnte ich mir sicher sein, dass man den Strand dort, wo die herkamen, auch wieder verlassen konnte... zumindest mit einem Jeep, Quad oder einer Ralleymaschine. ;) Bei Waiharare ging es dann wieder auf den Highway 1 und dann im Eiltempo nach Süden... wieder mit der Fähre von Motukarake zurück nach Rawene und so weiter.
Vor der Fähre machte ich aber noch kurz halt in Kohukohu, wo ich im Waterline Café einen grandiosen Kaffee Latte inklusive maritimem Ausblick von einer über dem Wasser gebauten Veranda bekam.



Die restlichen unzähligen Kilometer über hielten mich immer wieder akut selbmordgefährdete Kamikaze-Spatzen wach. Diese hatten zwei Vorgehensweisen: Erste bestand darin, abzuwarten bis ich mich mit dem Auto dem heimischen Baum / Busch / Hecke näherte, um dann im Schwarm daraus hervorzuschießen und so lange vor dem Auto herzufliegen (mit deutlich geringerem Tempo als jenes, versteht sich), bis das Vogelrudel mir mit dem Schwanzfedern problemlos den Fliegenmatsch von der Windschutzscheibe hätte polieren können. Genau eine Millisekunde bevor das Federvieh selbst zu Gulasch transfomiert wurde, drehte es dann ab als ob nichts gewesen wäre. Die zweite Möglichkeit bestand darin, dass die Spatzen einfach so mitten auf der Straße ganz lässig rumhangen. Sobald ein Auto kommt, wetten sie um den riesigen Brotkrümel (den eh keiner von ihnen runterkriegt) am Straßenrand, wer als letzter wegfliegt, ohne erwischt zu werden. Und da alle genau gleichzeitig wieder eine Millisekunde vor dem PATSCH wegfliegen, liegt der Brotkrümel noch heute dort.
Daran sieht man mal wieder, dass Neuseeland einfach das Land der Extremsportarten ist, selbst bei Vögeln. Ich könnte schwören, dass einer sogar mal einfach sitzen geblieben ist und uns über ihn hinwegfahren lassen hat.
Endlich in Matakohe angekommen, untersuchte ich unser gerädertes Gefährt nach Geflügelleichen bevor ich im Top 10 Holiday Park meine Hütte bezog. Da Matakohe ein kleines Nest ist, gab es ziemlich wenig "light pollution" und die Sterne waren herrlich zu sehen.





ps: Sorry, aber ich musste die google-maps Module rausnehmen und durch Screenshots ersetzen. In der Masse haben die Dinger mir nämlich den Blog komplett lahmgelegt.

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