Samstag, 5. Juli 2008

Spaß am Job

Anfang der Woche stellte ich fest, dass ich den Hafen von Auckland bisher überhaupt nicht gesehen hatten obwohl ich schon öfter in der Gegend war. Also ab in den Bus (da hatten ich mein Auto ja noch nicht) und in Richtung Innenstadt. Dank der tierisch langen Fußgänger-Ampelphasen (locker jeweils gefühlte fünf Minuten pro Ampel!) dauerte der Marsch zum Hafenviertel dann bis Sonnenuntergang.

An einem der Anleger traf ich einen professionellen Fotografen, der gerade dabei war, die Skyline von Auckland per Langzeitbelichtung in ein Panorama zu pressen. Dieses wollte ein neu eröffnetes Fitnesscenter dann als Werbung verwursten, indem zwischen dem Skytower und dem hohen Gebäude daneben per Photoshop eine große Hantel aufgehängt werden sollte. Er selbst konnte sich ein skeptisches Stirnrunzeln schon beim Erzählen nicht verkneifen und betonte, wie froh er darüber ist, nur für das rohe Foto beauftragt worden zu sein und das Nachbearbeiten einem anderen überlassen zu können.
Auf die Frage, ob er denn Aufnahmen für sich persönlich mache, so als Hobby, und ob man diese Aufnahmen irgendwo online betrachten könne, antwortet er sinngemäß: "Ja natürlich mache ich auch einfach so Aufnahmen, aber die gibt es nicht online, weil ich diese ja noch an meine Klienten bringen könnte." Der gute Mann arbeitet also auf Vorrat, auch nicht schlecht. Zuerst dachte ich, ist doch toll, der Typ hat sein Hobby zum Beruf gemacht... aber nachdem er seine Aufnahmen fertig hatte und wieder in seinem VW (!) auf dem Weg nach Hause unterwegs war, hatte ich doch den Eindruck, dass dieser Mann schon einen Schritt weiter war und so erfolgreich in seinem Beruf war, dass ihm sein Hobby gar keinen Spaß mehr machte. Ob es wirklich so ist, werd ich wohl nie erfahren...
...aber um seine Mittelformat-Kamera und das massive Stativ (vom Typ: "Sekundärfunktion Selbstverteidigung") beneide ich ihn schon. Das beste war noch obendrauf: Während die Mittelformat-Kamera mit der Langzeitbelichtung beschäftigt war, holte der Mann immer mal wieder seine "Zweitkamera" aus dem Kofferraum und knipste irgendwelche Wolken: Soweit ich das sehen konnte, war das mindestens eine Canon 5D mit fettem Rotring-Objektiv (für die Foto-Geeks hier) ;)

Nachdem der Profi abgezogen war, machte ich mich auch auf die Socken, denn es war in der Zwischenzeit schon dunkel und kalt geworden. Auf dem Rückweg sah ich nach ein paar Metern sogar noch jemanden, der sein Hobby zum Beruf gemacht hatte und definitiv noch Spaß daran hatte: In einer ruhigen Ecke hatte ein bunt bemaltes Fischerboot festgemacht, von dem aus lautstark Bob Marley erklang, und es duftete nach grünem Gras... Gras, das kein Schaf Neuseelands hoffentlich je gefressen hat.


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