Samstag, 26. Juli 2008

BBQ-Rules

Letztes Wochenende hatte ich die Ehre, bei meinem ersten richtig neuseeländischen Barbecue dabei sein zu dürfen. Anfangs war ich verwirrt, weil ich eigentlich dachte, Barbecue (oder auch BBQ) wäre einfach nur ein anderes Wort für Grillen. Heute las ich mir dann den Wiki-Artikel zu dem Thema durch und war noch verwirrter, denn in jedem Land versteht man unter dem Begriff etwas leicht anderes. Egal, bei meinen flatmates sah das folgendermaßen aus: Unten eine Menge Kohle und Brennholz, darüber eine Metallplatte mit reichlich Öl/Fett und dadrauf dann das Fleisch; und das alles innerhalb eines gemauerten Rahmens. Das verblüffende war die Geschwindigkeit: Nachdem ich unser Fleisch beim Grillmaster abgegeben hatte, war ich der Meinung, noch Zeit für ein, zwei Bierchen zu haben, aber nix da. Auf halben Weg zum Kühlschrank hieß es dann schon: "READY! Come and get it!" Zwischen meinen Begierden für Fleisch und Bier hin und her gerissen, drehte ich mich ein paar mal um mich selbst, nahm dann aber doch zuerst das Fleisch in Empfang.

Und dann gab es da natürlich noch die BBQ-Rules. Was die BBQ-Rules sind? Das hier sind die BBQ-Rules (die hängen übrigens bei uns im Haus am Kühlschrank):

"We are about to enter the summer and BBQ season. Therefore it is important to refresh your memory on the etiquette of this sublime outdoor cooking activity, as it’s the only type of cooking a ‘real’ man will do, probably because there is an element of danger involved.

When a man volunteers to do the BBQ the following chain of events are put into motion:

Routine…

(1) The woman buys the food.
(2) The woman makes the salad, prepares the vegetables, and makes dessert.

(3) The woman prepares the meat for cooking, places it on a tray along with the necessary cooking utensils and sauces, and takes it to the man who is lounging beside the grill - beer in hand.

Here comes the important part:

(4) THE MAN PLACES THE MEAT ON THE GRILL.

More routine….

(5) The woman goes inside to organize the plates and cutlery.
(6) The woman comes out to tell the man that the meat is burning. He thanks her and asks if she will bring another beer while he deals with the situation.

Important again:

(7) THE MAN TAKES THE MEAT OFF THE GRILL AND HANDS IT TO THE WOMAN.

More routine….

(8) The woman prepares the plates, salad, bread, utensils, napkins, sauces, and brings them to the table.
(9) After eating, the woman clears the table and does the dishes.

And most important of all:

(10) Everyone PRAISES the MAN and THANKS HIM for his cooking efforts. (11) The man asks the woman how she enjoyed “her night off.” And, upon seeing her annoyed reaction, concludes that there’s just no pleasing some women…."


Und genau so ist es auch abgelaufen... naja, nicht ganz, aber leichte Tendenzen in diese Richtung lassen sich wohl bei allem feststellen, was mit Fleisch und Feuer zusammenhängt. Oder wer ist bei Euch für den Grill zuständig? ;)


Jeder der Gäste hatte etwas mitgebracht, so gab es z.B. Lamm, Schwein, Chicken Wings und sogar Muscheln, die mir aber suspekt waren. Nach dem Essen wurde mir dann die ausgeprägte Vorliebe meiner Flatmates für diverse Liköre sowie alle möglichen Unterarten von Baileys bewusst. An sich nicht schlecht, nur wurde dies alles in lustigen Gläsern, die in der Mitte vertikal unterteilt waren, bunt durcheinander getrunken und das im gleichen Tempo, wie das Fleisch fertig gebraten war.

Wir hatten auch einen weiblichen Gast aus Asien; fragt mich nicht, von wo dort genau... zumindest nannten wir sie alle "Sun", weil niemand zu dem Zeitpunkt - sie eingeschlossen - mehr in der Lage war, ihren richtigen Namen auszusprechen. Sun hatte sich schon nach dem ersten Weinglas über leichten Schwindel beschwert, aber fünf Likör-Mixes später hörte man sie nur noch Sheree, die ihr immer nachschenkte, anblöken (Sheree ist übrigens Grundschullehrerin): "You'a a bad teacha! Baaaaaaad Teacha!!"



---

Übrigens bin ich heute auf den Tag genau seit einem Monat in Auckland.
Zeit, die Gedanken schweifen zu lassen und noch einmal auf das Vergangene zurück zu schauen...


... jepp, alles in Butter... weiter gehts! :D

Montag, 21. Juli 2008

Mt. Eden

Vor gut zwei Wochen hatte ich im Auckland Museum leider nicht mehr genügend Zeit, um mich ausreichend schlau zu machen über die Vulkanlandschaft in der Gegend um Auckland. Dementsprechend uninformiert über die Gefahren von umherfliegenden Gesteinsbrocken zog ich letzten Sonntag spontan los, um mir die Stadt vom Mount Eden aus anzuschauen. Der Mt. Eden ist mit seinen 196 Metern der höchste Vulkan in Auckland und damit auch die höchste nicht vom Menschen gemachte Erhebung der Stadt. Der Krater ist 50 Meter tief und die letzte Eruption liegt ca. 60.000 Jahre zurück. Anhand dieses Wissens ging ich davon aus, dass der Vulkan an diesem einen Tag auch grad nochmal stillhalten würde für ein Foto. Wer jetzt Ströme aus Feuer und Lavabrocken vor Augen hat, den muss ich leider enttäuschen... immerhin steht das Ding mitten in der Stadt! ;)

Der Mt. Eden ist nämlich ganz harmlos und lässt täglich hunderte von Touristen auf sich rumtrampeln, ich war überrascht, was für ein Besucherandrang dort herrschte. Glücklicherweise wurde 2006 der Parkplatz direkt auf dem Hügel für große Busse gesperrt. Ich kann mir gut vorstellen, dass der Mt. Eden davor in so mancher Bus-Stadttour enthalten war.
Naturliebend wie ich nun mal bin, stellte ich das Auto aber nicht direkt auf den Hügel, sondern etwas weiter unten auf einem Parkplatz ab und stapfte locker noch einmal 100 Meter aufwärts. Es ist schon beeindruckend, wenn man oben ankommt: Hinter einem erschließt sich so langsam der grandiose Ausblick auf die Stadt, den Hafen und die weitere Umgebung und kaum ist man oben angekommen, gehts auch schon wieder abwärts Richtung Krater. So ein "Loch" an der höchsten Stelle eines Hügels ist schon irgendwie komisch.


Vor einiger Zeit war der Krater auch noch zugänglich gewesen... technisch gesehen ist er das immer noch, aber aus Naturschutzgründen ist das Betreten verboten. Ich fand das verständlich, denn es führte schon eine recht hässliche Narbe im Gras nach unten in den Krater, in die wohl einige Tausend Touris ihre Stiefel gefurcht hatten. Trotz der großen Schilder gab es ein paar Leute, die dies nicht einsahen und trotzdem runtergingen, um dort mit Steinen ihren Namen zu puzzeln. Aber solche gibt es immer...

Ich ließ mich davon nicht stören, setzte mich in die Sonne und genoss die Aussicht.

Donnerstag, 17. Juli 2008

lingerie night

Von Whangarei bis Auckland

Freitag vor einer Woche war das Wetter dann wieder schlechter. Trotzdem wagte ich mich an einen der Whangarei Walks heran, die ich beim ersten Besuch in dieser Stadt nicht geschafft hatten Schon mittags kam ich am Startpunkt an, denn der Reiseführer hatte eine Wanderzeit von zweieinhalb Stunden veranschlagt und ich wollte ja noch am gleichen Tag zurück nach Auckland. Anscheinend waren die Autoren - falls sie diesen Walk tatsächlich selbst gemacht haben sollten - mit einer dreibeinigen Schildkröte unterwegs gewesen, die zudem noch ihren Monatseinkauf in ständig zerreißenden Pastiktüten mit sich herumträgt. Denn ich war nach 20 Minuten schon einmal komplett durch die Anlage durchgelaufen und am Wasserfall angekommen, den ich unbedingt sehen wollte. Dieser stellte sich allerdings leider als ziemlich murkelig heraus, da half es auch nicht weiter, dass mir ein Anwohner, der während seines Spaziergangs vorbei kam, erzählte, dass dieser Wasserfall bis zu den 30er Jahren recht imposant gewesen sei, seine Vollständigkeit dann aber dem Straßenbau zum Opfer fiel und er so zu einem fast schon Rinnsal verkam. Naja, bin ich eben knapp 80 Jahre zu spät gekommen, kann jedem mal passieren. Zumindest kein Vergleich zu den Whangarei Falls, die ich vor einer Woche gesehen hatte.


Zwei Fotos und zwanzig Minuten Rückweg später waren ich dann auch schon wieder im Auto. Auf dem Weg nach Auckland hatte ich noch eine lustige Begegnung mit einem Kneipenwirt in Kaukapakapa, einem Ort, den man beim Durchfahren gar nicht als Ort wahrgenommen hätte. Ich machte eigentlich auch nur halt, weil auf dem Dach der Kneipe von der Straße deutlich sichtbar "Café" geschrieben stand und mir fast schon die Augen zufielen. Der gute Mann war sichtlich erstaunt darüber, um diese Uhrzeit Kundschaft zu bekommen, machte mir aber einen superben Kaffee Latte in Rekordzeit und setzte sich gleich zu mir an den Tisch, nachdem er den Kamin angeschmissen hatte und zusätzlich zum Fernseher auch noch die Jukebox aufgedreht hatte. Unter dieser Doppelbeschallung erzählte er mir dann von den wilden Parties, die bei ihm im Lokal z.T. wohl auch unter der Woche gefeiert wurden und zu denen manchmal gute 300 Gäste anwesend waren. Ungläubig schauten ich mich in dem einfachen, aber gepflegten Lokal um und überlegte, wir groß man den Radius von meinem momentanen Standpunkt aus ziehen müsste, um überhaupt auf 300 Einwohner zu kommen. Meine Schätzungen lagen so bei 20 Kilometern.

Aber anscheinend war diese Kneipe so eine Art Treffpunkt für alle Leute, die in ihrem fahrbaren Untersatz mehr als nur ein Fortbewegungsmittel sehen. Der Wirt organisiert regelmäßig Car Shows und andere Festivitäten und scheint damit auch recht erfolgreich zu sein... zumindest nach den ganzen Urkunden und Fotos, die so an den Wänden hingen. Um seinen Ausführungen Nachdruck zu verleihen, brauste - während der Wirt erzählte - ein Typ mit eine Sportquad auf die Wiese hinter dem Lokal, drehte ein paar Runden zum Warmwerden, frischte ein paar anscheinend schon einstudierte Stunts auf (z.B. auf einem Bein stehend auf zwei Rädern fahren und so) und war ebenso schnell auch wieder verschwunden. Und der Wirt lies noch immer nicht locker. Wie nebenbei erwähnte er, dass mittwochs immer "lingerie night" ist. Übersetzt heißt dass, dass die einzigen beiden Kellnerklamotten an diesem Tag in die Reinigung müssen und die beiden Mädels, die die Bedienung machen, ihren Job trotzdem machen müssen. Der Laden fang an, mir zu gefallen. :P

Dann war der Kaffee auch schon geschlürft und ich bereit zum Aufbruch. Der Wirt steckte mir noch eine Visitenkarte zu und meinte, dass ich mich auf JEDEN Fall mal melden sollen einfach mal, um abzuchecken, was abends so bei ihm läuft. Dann zeigte er mir noch ein Poster, das den Namen des Örtchen "Kaukapakapa" erklärte, in dem ich mich befand. Zu sehen war eine Kuh, die zwei Polizisten in den Hintern tritt. Nicht gerade subtil, aber für einen Lacher gut... ich beömmelte mich herzlich mit dem Wirt.

So brachte ich den restlichen Weg nach Auckland glücklicherweise nicht im Halbschlaf hinter mich, guckte zuhause noch die Hero Turtles auf dem hauseigenen Big-Ass-TV und das wars dann mit dem Road Trip. Mal sehen, ob ich nochmal nach Kaukapakapa komme... Mittwoch vielleicht?


Te Matua Ngahere

Von Matakohe nach Whangarei

Nach einem hervorragenden meat pie-Frühstück in Matakohe gab es gleich am morgen die volle Geschichts- und Kulturkeule! Es gibt in diesem Örtchen nämlich ein in Relation zu den dort lebenden 400 Einwohnern geradezu riesiges Museum zum Thema Kauribäume und der Industrie, die drumherum aufgebaut wurde. Kauribäume bedeckten einst den größten Teil des Nordens Neuseelands, wurden dann aber mit der Zeit fast restlos abgeholzt. An der nordwestlichen Küste gibt es noch - heute geschützte - Wälder. Damals war der Handel mit dem Kauribaumholz jedoch ein florierendes Gewerbe und es wurde praktisch alles daraus hergestellt. Darüber hinaus sondert der Kauribaum eine gummi- bzw. harzartige Substanz ab, die getrocknet in beliebige Formen geschnitzt oder geformt werden kann und mit etwas Geschickt zu edelsteinartiger Qualität poliert werden kann. Solche Objekte ließen sich dann natürlich besonders gut handeln.





Es gab alles zu sehen, was ein gutes Industriemuseum zu bieten haben sollte: Von der kompletten Sägemühle über den ersten Bulldozer bis hin zu einem schätzungsweise 20 Meter langen Längsschnitt eines Kauribaums. Außerdem waren Lebenssituationen aus der Zeit mit Puppen nachgestellt. Diese hier erinnert irgendwie an einen bekannten Politiker, finde ich.



Beeindruckend fand ich die Fotodokumentationen über das Leben der Kauri-Buschmänner, die z.T. ihr gesamtes Dasein damit verbrachten, diese Bäume zu fällen oder nach Kauriharz zu graben bzw. die Bäume dafür anzustechen. Die alten Männer, die nicht mehr fähig waren zu arbeiten, lebten dann einfach weiter im Busch in ihren winzig kleinen Hütten bis zu ihrem Tod.

Den Museumsshop durchquerte ich zügig. Jetzt wollte ich diese Kauribäume aber auch mal in live sehen, also fuhr ich ein Stück zurück bis zum Waipoua Forest, wo es den höchsten Kauribaum Neuseelands zu sehen gibt. Und ein paar Meter weiter auch gleich den mit dem größten Stammumfang. Praktisch. Die Wege zu diesen Bäumen waren so angelegt, um der Natur größtmöglichen Freiraum zu geben. Die meiste Zeit lief man auf einer Art Steg, damit die empfindlichen Wurzeln der Kauribäume nicht zertrampelt werden. Und selbst in diese Holzplanken waren Löcher bzw. Aussparungen gesägt worden, wenn es einem jungen Kauribaum in den Sinn kam, direkt am Steg einfach loszuwachsen.




Nach dem Besuch der Aussichtsplattform, von der aus man die Gesamtheit dieses Restwaldes überschauen konnte...




...kam ich zuerst zum "Te Matua Ngahere", dem Vater des Waldes. Dieser mächtigste noch stehende Kauribaum mit einem Stammdurchmesser von über 5 Metern wird auf ein Alter von 2000 Jahren geschätzt. Die restlichen Bäume um ihn herum (auch alles stattliche Exemplare) wirken wie Streichhölzer.



Ein paar Autominuten weiter gab es dann auch schon den "Tane Mahuta" zu sehen, der nach einem Waldgott der Maori benannt ist. Mit 51 Metern ist er der höchste noch stehende Kauribaum, hat aber nicht den Durchmesser des Te Matua Ngahere.



Ich brachte also zum zweiten mal diese kurvenreiche Dschungelstraße durch den Waipoua Forest hinter mich und kam etwas später wieder in Whangarei an, um am nächsten Tag die verpassten Whangarei Walks nachzuholen.

Mittwoch, 16. Juli 2008

Kamikaze-Spatzen

Von Pukenui über Cape Reinga bis Matakohe

Dank unheizbarem Zimmer war ich auch am Mittwoch letzter Woche früh auf den Beinen und dann auch schon im Auto. Den Ninety Mile Beach ließ ich vorerst aus und heizte direkt zum Cape Reinga, dem nördlichsten Punkt Neuseelands. Und obwohl die Straße dorthin schon teilweise geteert ist, kommt man sich vor wie am Ende der Welt.


Steht man erst am Leuchtturm (der übrigens immer noch in Betrieb ist), hat man um sich herum fast nichts als den Ozean bzw. den Pazifik, der auf die Tasmanische See trifft. Hier soll es bei Sturm bis zu zehn Meter hohe Wellen geben, aber während unseres Besuchs war es recht ruhig. Die Brandung war eh so weit unten, dass man eine fünf Meter hohe Welle nicht von einer fünfzehn Meter hohen Welle hätte unterscheiden können. Hier am Cape Reinga gab es wohl mal den nördlichsten Briefkasten Neuseelands und ich hatte mir deswegen extra ein paar Postkarten gekauft, aber leider nutzen die Neuseeländer ihren Winter wohl dazu, sämtliche Sehenswürdigkeiten zu renovieren, um für den Ansturm im Sommer fit zu sein. Daher gab es weit und breit keinen Briefkasten und ich nahm meine Postkarten unbeschrieben wieder mit.




Ich hatte mich auch schon darauf gefreut, diesen verrückten Wegweiser zu sehen, der einem anzeigt, welche Orte wieviele Tausende von Kilometern entfernt sind. Damit wird das Gefühl dann nur noch mehr bestärkt, wirklich am letzten A...rm der Welt zu sein. Ihr wisst schon, diesen hier, davon hat jeder schon mal irgendwo ein Foto gesehen. Aber der sah leider so aus.


Frechheit! :(


Naja, egal, ich genoss die Stimmung und verdrückte mich dann so langsam als die ersten Reisebusse der großen Veranstalter ankamen. Mit diesen Reisebussen konnte man nämlich ab Kaitaia und von vielen anderen Städten aus die Nördliche Halbinsel erkunden bzw. man wurde bequem hinkutschiert. Viele dieser Busse fuhren dann auch ein Stück über den Ninety Mile Beach und ließen Touristenkinder aufkreischen, wenn das Wasser von den Busrädern weggespritzt wurde. Aber mal ehrlich, wie spannend ist es, in einem vollgefederten, vollklimatisierten und voll langweiligen Bus voller Touris über den Strand zu tuckern? Richtig, gar nicht spannend, wenn man das gleiche mit seinem eigenen Auto machen kann und dabei noch den Nervenkitzel hat, dass man plötzlich im Sand stecken bleiben könnte und dabei zusehen muss, wie das Auto so langsam von den Fluten verschlungen wird. Kurzentschlossen bog ich - ich glaube, es war bei Waihopo - in eine Nebenstraße Richtung Strand ab und kam einige Minuten voller Schlaglöcher später auch schon direkt am Strand an. Mit direkt meine ich auch direkt, denn die Straße verlief einfach im Sand und schon stand man da... aufm Strand. Und davon gibt es dann auch massig, denn die gesamte Küste von Kaitaia nach Norden bis zum Cape Reinga sieht im Grunde gleich aus; kilometerweit heller Sandstrand. Es ist allerdings nicht dieser feine Puderzucker-Sand, sondern schon recht harter Bodenbelag, der sich problemlos befahren lässt. Also zum Sonnenbaden oder Beachvolleyball spielen ist man hier falsch, aber zum Quad oder Jeep fahren genau richtig. Also fuhr ich einfach ein wenig rum, schloss die Augen dabei und stellte mir vor, dass mein Automo-Car mit Allradantrieb und Ralleyfederung ausgestattet wäre. Nach genauer Analyse der Wasserbewegungen zwecks Gezeitenfeststellung fuhr ich auch die nächsten 10 oder 15km auf dem Strand nach Süden, denn dort musste ich ja sowieso hin.





Es kamen mir noch einige Quads und Jeeps und sogar ein paar Motorräder entgegen, also konnte ich mir sicher sein, dass man den Strand dort, wo die herkamen, auch wieder verlassen konnte... zumindest mit einem Jeep, Quad oder einer Ralleymaschine. ;) Bei Waiharare ging es dann wieder auf den Highway 1 und dann im Eiltempo nach Süden... wieder mit der Fähre von Motukarake zurück nach Rawene und so weiter.
Vor der Fähre machte ich aber noch kurz halt in Kohukohu, wo ich im Waterline Café einen grandiosen Kaffee Latte inklusive maritimem Ausblick von einer über dem Wasser gebauten Veranda bekam.



Die restlichen unzähligen Kilometer über hielten mich immer wieder akut selbmordgefährdete Kamikaze-Spatzen wach. Diese hatten zwei Vorgehensweisen: Erste bestand darin, abzuwarten bis ich mich mit dem Auto dem heimischen Baum / Busch / Hecke näherte, um dann im Schwarm daraus hervorzuschießen und so lange vor dem Auto herzufliegen (mit deutlich geringerem Tempo als jenes, versteht sich), bis das Vogelrudel mir mit dem Schwanzfedern problemlos den Fliegenmatsch von der Windschutzscheibe hätte polieren können. Genau eine Millisekunde bevor das Federvieh selbst zu Gulasch transfomiert wurde, drehte es dann ab als ob nichts gewesen wäre. Die zweite Möglichkeit bestand darin, dass die Spatzen einfach so mitten auf der Straße ganz lässig rumhangen. Sobald ein Auto kommt, wetten sie um den riesigen Brotkrümel (den eh keiner von ihnen runterkriegt) am Straßenrand, wer als letzter wegfliegt, ohne erwischt zu werden. Und da alle genau gleichzeitig wieder eine Millisekunde vor dem PATSCH wegfliegen, liegt der Brotkrümel noch heute dort.
Daran sieht man mal wieder, dass Neuseeland einfach das Land der Extremsportarten ist, selbst bei Vögeln. Ich könnte schwören, dass einer sogar mal einfach sitzen geblieben ist und uns über ihn hinwegfahren lassen hat.
Endlich in Matakohe angekommen, untersuchte ich unser gerädertes Gefährt nach Geflügelleichen bevor ich im Top 10 Holiday Park meine Hütte bezog. Da Matakohe ein kleines Nest ist, gab es ziemlich wenig "light pollution" und die Sterne waren herrlich zu sehen.





ps: Sorry, aber ich musste die google-maps Module rausnehmen und durch Screenshots ersetzen. In der Masse haben die Dinger mir nämlich den Blog komplett lahmgelegt.

300g Strauß

Von Omapere bis Pukenui

Vor einer Woche am Dienstag war dann auf einmal so gutes Wetter, dass der äußerste Norden Neuseelands doch noch abgefahren werden musste. Daher auch der kleine Schlenker nach Omapere, bevor es nach Norden ging.
Den Strand von Omapere konnte ich aber natürlich nicht einfach links liegen lassen und machte dort halt, um die jetzt ziemlich starke Sonne zu genießen. Außerdem war das am Steg hin- und herschwappende Wasser perfektes Futter für meinen Graufilter, der heute noch öfter zum Einsatz kommen sollte.


Aber zuvor hatte ich von der Hostelleitung in Omapere persönlich (zumindest lief die gute Frau dort rum als gehöre ihr alles) den Tipp bekommen, kurz nach der Stadt in die Signal Station Road einzubiegen. Tipps von Einheimischen sind eh immer die besten also machte ich das auch spontan und wurde belohnt. Es wartete eine tolle Aussicht auf den Eingang zum Omapere Harbour, dort wo das aufgewühlte Wasser des Pazifiks auf das ruhende Wasser der Bucht trifft. Nachdem ich mich sattgesehen hatte, wurden die Wanderschuhe bei einer kleinen Klettertour hinunter zum Strand strapaziert. Und auch dieser Aufwand lohnte sich, denn es wartete ein vollkommen menschenleerer Strand. Und mit menschenleer meine ich auch, dass der Strand praktisch unberührt war, also mit Treibgut und anderem Zeugs versehen war. Sowas sieht man heute nicht mehr so häufig. Ungefähr so stelle ich mir einen Strand vor, an den man in einem Spielfilm nach dem Schiffsunglück eines Luxusdampfers angespühlt wird. Dann wird erstmal ein paar Stunden Panik geschoben, wonach man dann doch anfängt das ganze Treibgut zusammen zu suchen, um ein Signalfeuer zu machen und zum Höhepunkt des Abends wird dann demokratisch beschlossen, welcher der Überlebenden verspeist wird, weil man zu faul ist, jetzt noch Früchte pflücken zu gehen. Urlaub pur!






Dort verbrachte ich bestimmt ein oder zwei Stunden, nicht zuletzt weil das Rumwerkeln mit Stativ und Graufilter für Langzeitbelichtungen nun mal etwas dauert. An dem Tag musste ich auch feststellen, dass Fotografieren mit Gefahren verbunden ist, wenn in meinem Fall auch nicht für Leib und Leben, so zumindest für Kleidung und Equipment. Ich füge Murphy's Laws ein weiteres hinzu: Auch wenn Du die Brandung minutenlang beobachtest und meinst, einen Spot auf dem Felsen gefunden zu haben, der nie von den Wellen erwischt wird, dann wird es Dich mit Sicherheit voll erwischen, sobald Du draufgeklettert bist, Dein Fotoequipment aufgebaut hast und Dich beim Belichten etwas entspannst.
Aber wie Robert Capa schon sagte: "If your pictures aren't good enough, you're not close enough." Auch wenn das Zitat hier - wie so oft - falsch verstanden wäre.






Aber ich denke, die Ergebnisse können sich sehen lassen. Bei manchen bin ich mir nur nicht sicher, ob ich die Farbversion besser finde oder die kontrastreiche Schwarzweiß-Version. Also erkläre ich das Voting hiermit für eröffnet. :)












Und dann noch diese hier:






Als das Fotozeugs dann endlich mal abgetrocknet war, ging es weiter nach Kaitaia (ich setzte per Fähre bei Rawene nach Motukaraka über; denkt Euch in der googlemaps Karte den Schlenker im Osten einfach weg, dummerweise kennt googemaps noch keine Fährstrecken), wo ich mein Vorräte auffrischte und im "Beachcomber" zum Essen einkehrte. Es gab Strauß mit Salat satt! Ansonsten ist die Stadt aber eher schäbig und hat laut Reiseführer eine sehr hohe Kriminalitätsrate, besonders wenn es darum geht, Autos zu klauen bzw. aufzubrechen. Also parkte ich mein Automo-Car direkt vor dem Restaurant und ließ es keine Sekunde aus den Augen, aber es passierte nichts. Selbst hier hielt der Reiseführer nicht, was er versprach. ^^ Mit 300g Strauß im Magen ließ sich der restliche Weg bis Pukenui mit Leichtigkeit bewältigen. Dort kam ich im Pukenui Lodge Motel unter, das aber leider nicht weiterzuempfehlen ist.