Sonntag, 16. November 2008

Bunte Thermalwelt

Rotorua

Auch mein zweiter Tag in Rotorua stand im Zeichen thermaler Aktivitäten. Dampfende Seen und blubbernde Schlammlöcher hatte man ja schon gratis im Kuirau Park ansehen können, aber um einen waschechten Geysir in Aktion sehen zu können, besuchte ich dann doch das Waiotapu Thermal Wonderland. Pünktlich um 10:15 wurde dort der Geysir mit etwas Seife gefüttert, um die Oberflächenspannung des Wassers in den unterirdischen Kammern herunter zu setzen und damit eine Eruption zu zünden. Nach einem gewaltigen Ausbruch von 15m spuckte der Geysir noch über eine halbe Stunde Wasser. Interessant war die Zuschauerreaktion: Um 10:15 waren die Sitzbänke (!) vor dem Geysir noch restlos gefüllt, wenige Sekunden nach der ersten Eruption hatten viele Power-Touris ihre Fotos schon gemacht und hetzten gen Ausgang, um auch ja die ersten im restlichen Thermal Wonderland zu sein. Nach und nach leerte sich auch letzten Plätze während der Geysir immer noch munter vor sich hin blubberte. Übrig blieben zwei Dutzend deutsche Touristen, die nach dem Motto "Ich hab für einen ganzen Geysir bezahlt, ich bleibe bis das Ding zu Ende geblubbert hat!" ausharrten. Dummerweise könnt Ihr als Leser jetzt anhand meiner Beschreibung genau einordnen, in welche Kategorie Touri ich gehöre. :) Ganz bis zum Schluss hielt ich es dann aber doch nicht aus und schaute mir das restlich Thermal Wonderland an, das über und über mit thermalen bzw. geologischen Besonderheiten vollgestopft war. Mit der Wissenschaft dahinter habe ich mich nie auseinander gesetzt, aber im Grunde läuft es darauf hinaus, dass geothermische Aktivitäten die Erde erhitzen, woraufhin sich mit der Zeit verschiedene Ablagerungen bilden, die nett anzusehen sind, weil sie bunt sind.








Nach diesen ganzen heißen Steinen war mir nach einer Erfrischung zumute und ich fuhr zum Kerosine Creek, einem der wenigen Plätze, an dem man gratis ein thermales Bad nehmen kann. Von außen sieht der Bach aus wie jeder andere, doch spätestens wenn man den ersten Zeh ins Wasser hält, merkt man den Unterschied: Das Wasser ist wohl so um die 40° warm und damit fast schon zu heiß zum Schwimmen geschweige denn Erfrischen. Trotzdem stellte ich mich ein paar Minuten unter den kleinen Wasserfall. Im feuchten Winter muss dieser Bach sehr gut besucht sein, könnte ich mir vorstellen.


Und es ging weiter mit dem Besuch der Auswirkungen der thermalen Aktivitäten: 1886 kam es zum Ausbruch des Mt. Tarawera, eines der Vulkane hier in der Gegend. Insgesamt acht Dörfer wurden fast völlig vom niedergehenden Schlamm bedeckt und ca. 150 Menschen verloren ihr Leben bei dem Ausbruch. Sieben dieser Dörfer sind noch immer vergraben, Te Waiora allerdings wurde in den letzten 20 Jahren mehrfach von Archäologen besucht und fast vollständig ausgegraben. Heute kann man sich die Ergebnisse dieser Arbeit im Buried Village ansehen. Dieses Dorf war besonders interessant, weil es in der Nähe der Pink and White Terraces lag (das sogenannte achte Weltwunder). Diese natürlichen Kalksteinterrassen lockten schon in den 1870er Jahren eine Menge Touristen in die Gegend. Leider wurden sie jedoch bei dem Ausbruch zerstört und können jetzt nur noch als Fotografien in dem kleinen Museum des Villages bewundert werden.
Ich hatte das "Glück", von einem der angeblichen Nachfahren des Dorfzauberers von Te Waiora aufgegriffen zu werden. Der Maori erzählte mir einiges Interessantes über das verschüttete Dorf und riss dabei so ehrfürchtig die Augen auf, dass ich ihm fast glauben konnte, dass er wirklich von einem Dorfschamanen abstammt.




So vollgestopft mit Maorigeschichte und -kultur beschloss ich spontan, hangi zu machen; ein traditionelles Essen der Maori. Eigentlich werden das Fleisch und das Gemüse dafür mehrere Stunden lag in der thermal-heißen Erde vergraben, aber mein toller Campingplatz hatte einen mit heißem Erd-Dampf betriebenen Hangi-Ofen, der das ganze sehr gut simulierte und mir einen Haufen Buddel-Arbeit ersparte. Lamm und diverses Gemüse (u.a. Kumaras und Kürbis) wurde zerschnippelt und gewürzt, zwei Stunden in den Hangi-Ofen damit und fertig. Und was soll ich sagen... so zartes Fleisch hab ich im Leben noch nicht gegessen. Es zerging auf der Zunge, wie man so schön sagt. ;)




1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.