Freitag, 19. Dezember 2008

Fischigkeiten

Raglan

An diesem Tag stand ich extra zeitig auf, damit ich auch ja nicht zu spät zu meinem Kajak kommen würde. Die zusätzlich eingeplante Zeit ging aber für Bernd, das unschneidbare Olivenbrot drauf, das ich mir für mein Lunch-Paket aufgehoben hatten. Dass Brot hier weich ist, daran habe ich mich längst gewöhnt, aber Bernd entwich jedem noch so energischen Schneideversuch, indem es sich wie Knetmasse um das Messer wickelte. Ich machte ernst und holte ein Sägemesser aus der Küche. Bernd erlitt schwerwiegende Schnittverletzungen, sabotierte mein eigentliches Ziel aber und ließ alle normal dicken Brotscheibenabschneideversuche zu Krümeln zerfallen. Jetzt war Schluss mit lustig und ich zerhackte Bernd in ein paar jeweils 5 cm dicke "Scheiben", machte ordentlich Aufschnitt und Käse drauf und hatte damit backsteingroße Stullen, die selbst Gina Wilds Unterkiefer vor Maulsperren-Angst hätten erblassen lassen. Eine Verkettung unglücklicher Zufälle führte leider dazu, dass der Verpflegungs-Offizier - ich - das Lunch-Paket im Rahmen einer Rucksack-Downsizing Maßnahme im Auto liegen ließ, was praktischerweise erst bemerkt wurde, als ich schon große Teile des Raglan Harbours mit dem Kajak erkundet hatte. Meine einzige Hoffnung war es, am Strand Muscheln zu finden, aber die waren leider alle leer.


Ne, ich habe den Tag auch so überstanden. Der Weg mit dem Kajak aus der Bucht bei Raglan war zwar etwas mühselig, aber ich wechselte recht schnell auf die Nordseite des Raglan Harbours, wo es schön windstill war und mir die Strömung nicht so viel anhaben konnte. Ab hier wurde der Tag richtig, richtig schön entspannt. Ich paddelte ein wenig am Ufer rum und ging immer wieder bei kleinen, verlassenen Stränden an Land, die übers Land gar nicht zu erreichen sind. Oft lagen wirklich so viele Muscheln rum, dass man den Sand darunter gar nicht mehr sehen konnte. Ich kam an so vielen kleinen, netten Stränden vorbei, dass ich mich am liebsten bei jedem ein paar Minuten ans Ufer gelegt hätte, was aber irgendwie albern gewesen wäre, also machten ich eine längere Pause und genoss die restlichen Buchten bequem vom Boot aus. Mittlerweile war es auch schon früher Nachmittag, so dass man sich an netten Stellen einfach im Boot zurücklehnen konnte, die Aussicht und das Plätschern der Wassers genießen konnte und die Strömung erledigte dann den Rest.




So kam ich mühelos zum beeindruckendsten Teil der Tour. Der Raglan Harbour ist nämlich bekannt für seine Kalksteinformationen, die in dieser Gegend besonders ausgeprägt sind und wunderbar mit dem Kajak zu erreichen sind. Anfangs standen diese geschichteten Felsen vereinzelt im Wasser rum, was ich beim Vorbeifahren schon mehr als beeindruckend fand. Mit der Zeit wurden diese Kalksteine aber immer zahlreicher und bildeten enge Schluchten, durch die man sein Kajak manövrieren konnte. Ganz am Ende wurde der Bewuchs auf den Steinen immer dichter und fast schon dschungelartig, so dass man hinter jeder nächsten Biegung auch einen verschollenen Aztekentempel oder so erwarten hätte können. Wäre zwar nicht ganz der richtige Kontinent gewesen, aber hätte definitiv ins Ambiente gepasst.



Das ist übrigens keine Sackgasse gewesen!

Nach der längsten Tour der bisherigen Saison (O-Ton des ulkigen Typen vom Kajak Verleih) verließ ich diese wundervolle Landschaft, die ohne Probleme als Indiana Jones Filmset herhalten hätte können.
Wieder an Land kramte ich mein persönliches, gedrucktes Menü des Fish & Chips Takeaway heraus und bestellte einen gigantischen Klumpen Zeitungspapier, der mit allen erdenklichen frittierten Fischigkeiten gefüllt war. Das Zeug war sowas von frittiert, dass man erst beim Reinbeißen erkennen konnte, was man da eigentlich gerade verschlang. Leckeres UND spannendes Essen, wann hat man das schon? :D

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