Mittwoch, 24. Dezember 2008

I (nearly) climbed Mt. Doom!

Tongariro Crossing

Für 5:40 morgens war der Bus zum Mt. Tongariro angesetzt, der Wecker war auf 4:30 gestellt und wann wach ich auf? Richtig, 5:30. Mit einem Zeitfenster von 10 Minuten zur Vorbereitung auf eine alpine Tageswanderung ausgestattet, stopfte ich alle lebenswichtigen Utensilien in den Rucksack und rannte zum Parkplatz, wo der Bus schon zum zweiten mal hupte. Erinnerungen an frühe Snowboard-Samstage in Konstanz kamen hoch.^^
Auf dem Weg zum Tongariro National Park wurde ich von der Sonne überholt und merkte bald, dass das Wetter richtig, richtig schön werden sollte. Optimal, denn das Tongariro Crossing wird als die beste Ein-Tages-Wanderung gehandelt, die man auf der Nordinsel überhaupt machen kann. Nach einer Stunde Busfahrt war ich am Startpunkt, die Wanderschuhe wurden geschnürt, Sonnenschutz aufgefrischt und los gings. Die ersten Meter waren ziemlich bequem zu laufen, weil es noch keinen Höhenunterschied gab und ein Großteil des Weges über einen Steg zurückgelegt wurde, um die auf dieser Höhe noch wachsende Vegetation zu schützen. Dieser Steg ging aber schnell in unendlich viele Stufen über, die einen - die eigene Beinbewegung vorausgesetzt - den Berg hinauftrugen. Diese Stufen werden auch Devil's Staircase genannt, weil hier 200 Höhenmeter auf recht engem Raum erklommen werden und dieser Abschnitt die erste richtigen Anstrengung bedeutet. Naja, Stufen bringen Höhe und Höhe bringt Aussicht.

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Nach guten eineinhalb Stunden kam ich an den Punkt, von dem man zum Mt. Ngauruhoe (aka Mt. Doom, Schicksalsberg) hochklettern konnte. Für Leute mit exzellenter Kondition wären die zusätzlichen 3 Stunden Weg innerhalb des Zeitfenstern zu machen gewesen, ich ließ diesen strapaziösen Umweg wie die meisten Leute aus.

Ich durchquerte den topfebenen South Crater und brachte den schwierigen Aufstieg zum Red Crater zur Hälfte hinter mich.

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Nach fast drei Stunden Wandern war hier eine erste kleine Pause angesagt. Die Erdanziehungskräfte hatte meinem Lunchpaket besonders übel zugesetzt.


Egal, optische Werte waren an diesem Tag eh nicht weiter wichtig, also runter damit.
An dieser Stelle klarte der Himmel noch etwas weiter auf, so dass ich den Mt. Taranaki sehen konnte, der immerhin 120km Luftlinie entfernt ist.


Während ich da so saß und die zerknüllten Sandwiches runterwürgte, passierte etwas erstaunliches: Mir kam ein Jogger entgegen! Dazu muss man wissen, dass ich an dieser Stelle erst ca. ein Drittel des Weges hinter uns hatte und der Jogger aus der anderen Richtung kam, die mit mehr Aufstieg verbunden ist. Ohne auch nur zu verschnaufen bog der gute Mann auf den Pfad in Richtung Mt. Tongariro ab, den ich als nächstes in Angriff nehmen wollte. Nach nur 20 Minuten kam er auch schon wieder herunter gelaufen und trabte gleich weiter. Meine Güte, in der Zeit zum Tongariro Gipfel und zurück... das kann ja dann nicht so anstrengend sein, dachte ich mir. Ich brauchte volle eineinhalb Stunden, nur um das vorweg zu nehmen. ;)
Als der Jogger nur noch eine Staubwolke im South Crater war, stand ich so langsam auf und krakselten den Mt. Tongariro hinauf. Die letzten Meter ging es sogar durch ein Schneefeld, aber der Ausblick belohnte für alle Strapazen. Mit 1967m war ich hier auch am höchsten Punkt meiner Tour angelangt.



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360° Panorama vom Gipfel des Mt. Tongariro
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Als nächstes kam ich an den Red Crater, wo man ganz deutlich sehen konnte, dass der ganze Vulkan noch aktiv ist, denn überall dampfte es aus Erdlöchern und der Schwefelgehalt in der Luft stieg um einiges. Der Red Crater ist einer von vielen Kratern des Mt. Tongariro und ist 1926 zum letzten mal ausgebrochen. Mt. Ngauruhoe - Mt. Doom, an dem ich schon vorbei war - hingegen hat nur einen Krater und ist wohl so vor 2500 Jahren in einer mächtigen Eruption entstanden; daher ist er auch so schön symmetrisch.
Den aktivsten Vulkan der Gegend bekam ich an diesem Tag nur aus der Ferne zu Gesicht, den Mt. Ruapehu, der 1995 zum letzten mal ausbrach... und zwar so heftig, dass man die gesamte Ski-Saison 1996 dort ziemlich vergessen konnte.



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Nach dem sandigen Abstieg vom Red Crater kam ich an die Emerald Lakes, eine Gruppe von drei kleinen Seen, die durch ihre knalligen Farben auffallen. Grund dafür sind - wie in Rotorua auch - Mineralien im Gestein.




Nun folgte im Grunde schon der Abstieg, auch wenn ich noch nicht mal die Hälfte des Weges hinter mich gebracht hatte. Vorbei an weiteren Schneefeldern und kleinen Bächen kam ich so langsam wieder an die Vegetationsgrenze. Dort konnte man ab und zu einen von diesen Lavabrocken im Gras liegen sehen, die einfach unnatürlich rot sind für einen Stein.





Irgendwann zu diesem Zeitpunkt meldeten sich dann leider meine Füße, die trotz Schuhlockerungsversuchen beschlossen hatten, langsam aber sicher ein wenig Wasser umzuverteilen. So wurden die letzten Kilometer zu einer üblen Tortur, aber meine Güte, wie oft macht man sowas denn?


Nach guten acht Stunden und 25km Weg kam ich am Parkplatz an, wo auch schon mein Shuttle auf mich wartete.
Am Abend testete ich das campingplatzinterne Spa an und legte - wohlverdient - die Füße bei 38° warmem Thermalquellenwasser hoch. Ahh.

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