Sonntag, 14. Dezember 2008

Zivilisations-Schock

Marokopa

Marokopa ist so ziemlich das verschlafenste Dörfchen, das man sich nur vorstellen kann. Angeblich sollen dort offiziell irgendwo 700 Einwohner rumlaufen, von denen ich unter der Woche vielleicht ein Dutzend gesehen habe und davon die meisten wahrscheinlich doppelt. Sollten sich von diesen wenigen Leute doch tatsächlich mal zwei auf der einzigen Straße des Örtchens treffen, kann man deren Gespräch auf jeden Fall mitverfolgen... egal, wo man sich befindet, denn Marokopa hat gerade mal den Durchmesser von eineinhalb Rufweiten.
Zum Ausspannen war es zumindest genau das richtige. Denn hier kann man eh nicht mehr unternehmen als den ganzen Tag am Strand (schwarzer Sand!) rumlaufen, sich die Meeresluft um die Ohren pusten lassen, bloggen und vielleicht die eine oder andere Partie Billard spielen. Ach ja, dann gibt es natürlich noch den MTC, den Marokopa Tennis Club, der gleich neben dem Campingplatz zwei Tennisplätze besitzt, von denen einer sogar mit einem hängemattenartigem Netz ausgestattet ist und für Gäste frei benutzbar ist.
Anfang der Woche machten noch ein paar Regenwolken die Gegend unsicher...



... aber dann wurde das Wetter von Tag zu Tag besser und ich wurde abends geradezu mit kitschigen Sonnenuntergängen bombardiert.


Nachdem ich einige Tag lang selten mehr als eine Handvoll Menschen am Tag zu Gesicht bekam, gab es ab Freitag nachmittag einen regelrechten Zivilisations-Schock. Auf einmal rollten die Jeeps gleich dutzendweise an. Alles Leute aus den umliegenden Städten und Dörfern, die für das Wochenende zum Fischen ihr Ferienhaus bezogen. Die Unterkunft neben mir bezog eine Familie mit abgerundet acht Kindern und zwei Hunden. Angereist waren sie mit zwei Jeeps, aber um Sprit zu sparen wurden alle Kinder samt Hunden einfach auf der Ladefläche gestapelt, wenn es an den Strand ging. Nicht, dass man die 400 Meter auch laufen hätte können, aber wer trägt sein Angel-Equipment schon gern so weit...
Spätestens dann war es auch vorbei mit der sorglosen Ruhe am Strand, denn - ich weiß auch nicht warum - Kinder tendieren dazu, wie die Wahnsinnigen herumzurennen, sobald man sie auf einer großflächigen Sandebene vom Pickup kippt. Die Kinder rannten also herum, die Erwachsenen warfen ihre Ruten und Netze aus und versuchten, das Abendessen aus dem Meer zu ziehen (Whitebait!). Lies man sich am Strand ohne Jeep oder gar Angel blicken, war man schon eindeutigerweise als Tourist zu erkennen, der von weiter her kommt.
Diese ganze Betriebsamkeit am Strand verlieh der ganzen Szene aber eine gewisse Urlaubsstimmung, die nach Tagen der Einsamkeit am Strand eine ganz nette Abwechslung bildete.



Das schwarze Zeugs um das grüne Zeugs herum sind übrigens Tausende von kleinen Muscheln, die sich bei Flut an den Stein heften und bei Niedrigwasser wie ein nasser Teppich am Felsen kleben.

Keine Kommentare: