Samstag, 16. Mai 2009

Bizarre Unterwäsche

Von Nelson nach Marakau

Zum Sonnenaufgang in Nelson gab es eine leckere Frühstücksdosensuppe mit ein paar sparsamen Brotbrocken. Im Rahmen dieses klischeehaften Camping-Mahls beobachtete ich, wie sich die Sonnenlinie so langsam über das Meer an mich heranpirschte.
Absichtlich ließ ich mich erwischen und besuchte den örtlichen Flohmarkt, der allerdings etwas enttäuschend war, wenn man den jährlichen Trödelmarkt aus Konstanz gewohnt ist, für den jedes Jahr wieder tonnenweise altes Gerümpel durch die engen Straßen gekarrt wird, um dort den Besitzer zu wechseln, welcher nächstes Jahr dann wieder das gleiche Gerümpel anschleppt und hofft, dass irgendein Depp ihm den Kram wieder abnimmt. Trotzdem wurde ich fündig: "Frankenstein" und ein Buch darüber, wie man Menschen manipuliert, um erfolgreicher zu sein... eine fantastische Kombination. Noch bevor ich auch nur eine Seite gelesen hatte, begann ich damit, erfolgreich zu sein, indem ich den armen Verkäufer auf die Hälfte des Preises herunterhandeln wollte. Der musste allerdings zuerst seine Frau um Erlaubnis fragen, mit der ich mich auf zusätzliche 80 Cent einigte. Mit der erschreckend grinsenden Gewissheit, ein Naturtalent zu sein, verließ ich den Flohmarkt und fuhr die wunderschöne Küstenstraße am Strand entlang.





Nächstes Ziel war das Wonderful World of Wearableart (WoW) & Collectable Cars Museum, eine etwas abstruse Mischung aus tragbarer Kunst und verschiedensten historischen und sonstwie besonderen Autos. Da ich von Autos und ihrer Geschichte kaum Ahnung habe und mich das - um ehrlich zu sein - auch herzlich wenig interessiert, beschränkte ich mich aufs Fotografieren, was so schon spaßig genug war. Unter anderem gab es den Wagen aus "Zurück in die Zukunft" zu sehen... wahrscheinlich nicht genau DEN Wagen, aber das Modell halt.














Etwas mehr Hintergrund hatte die Abteilung mit der tragbaren Kunst: 1987 hielt Suzie Moncrieff in einem Zelt die erste Modenschau ab, die im Laufe der Jahre zu den Ergebnissen führte, die heute in dem Museum zu sehen sind. Ursprünglich als Promotion und Plattform gedacht, war der Gedanke hinter dieser Aktion, nicht nur einfach Kleidungsstücke zu erschaffen sondern vielmehr tragbare Kunstwerke aus immer neuen Materialien, die natürlich nicht für den Alltag gedacht sind sondern eher eine Verschmelzung zwischen Kleidung und interpretierbarer Kunst darstellen. Diese jährliche Show erfreute sich exponentiell steigender Besucherzahlen und wurde 2005 nach Wellington verlegt, um diesem Andrang überhaupt noch gerecht zu werden. Gleich im ersten Jahr in Wellington kamen mehr als 30.000 Zuschauer. Wie ich einem kleinen Infofilm entnehmen konnte, hat sich dieses Event seitdem weit über eine Modenschau hinaus entwickelt und stellt jedes Jahr wieder ein multimediales Spektakel dar. Die Preisträger verschiedener Kategorien, wie z.B. illumenum art werden aber immer noch in Nelson ausgestellt. Besonders berühmt ist die Show durch ihren Bizarre Bra Award geworden, in dem den Künstlern bei der Gestaltung extravaganter Büstenhalter keine Grenzen gesetzt sind. Zwei Beispiele davon waren im Automuseum zu sehen, in dem das Fotografieren im Gegensatz zum WoW erlaubt war. (Irgendwer sollte den Leuten in Nelson flüstern, dass sie Blizzard für die Abkürzung verklagen sollten.^^)



Eindeutig zu erkennen ist, dass diese "Unterwäsche" eher selten "drunter" getragen werden sollte... gäbe gaaanz komische Formen.

Damit hatte ich die Sehenswürdigkeiten Nelsons meiner Meinung nach mehr als abgegrast und brauste somit weiter nach Nordwesten und machte kurz Halt auf der Rabbit Island, die mitten in einem der größten Weinanbaugebiete der Südinsel liegt.



Zwei Sandwiches später war ich auch schon wieder auf dem Weg zum Abel Tasman National Park. Durch Kaiteriteri mit seinen goldgelben Stränden kam ich in Marakau an, dem letzten Ort vor dem Nationalpark. Hier hörte die Straße einfach auf und hier würde mich am nächsten Tag auch das Wassertaxi abholen.

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