Montag, 18. Mai 2009

Multiple Geschmacksorgasmen

Von Hawkes Lookout zum Farewell Spit

Nach einer preisgünstigen Übernachtung auf dem Rastplatz beim Hawkes Lookout auf dem Takaka Hill schnappte ich der Sonne erneut dem besten Platz am Frühstückstisch weg und konnte beobachten, wie aus den grauen, nächtlichen Silhouetten der Hügellandschaft so langsam der grüne Vegetationsteppich erkennbar wurde. Nelson erwachte auch gemächlich und unterstützte die sich Zeit lassende Sonne mit immer mehr Lichtern.




Der Takaka Hill zeichnet sich durch tiefe und vor allem gefährliche Sickerlöcher aus, die von dem Regenwasser erzeugt werden, das sich seinen Weg durch den Boden sucht.
Außerdem liegen in der Gegend überall ziemlich scharf geformte Felsen herum, für die die Maori die entsprechende Legende parat haben:

Der Ngararahuarua, eine schreckliche echsenhafte Kreatur, machte vor langer Zeit die Gegend um die Wainui Bay unsicher, indem es Männer zerfleischte und Frauen entführte. Eines Tages verschleppte es die - natürlich - wunderschöne Ruru, die allerdings zu clever für das Monstrum war und es mit einem Schlaftrank außer Gefecht setzte und entfloh. Die Bewohner von Whakatu halfen Ruru danach, Ngararahuarua in ihr Dorf zu locken, wo sie ihm eine Falle gestellt hatten und es in Brand steckten. In Panik versuchte Ngararahuarua, sich seinen Weg auf der Falle zu buddeln, wurde allerdings von den Flammen verzehrt. Seine Überreste verteilten sich über den Takaka Hill und wurden zu Stein.



Umgeben von den Überresten des legendären Echsenmonsters fuhr ich den Takaka Hill weiter hinauf und bog in eine Schotterpiste ab, die mich zum Harwood's Hole brachte, der Höhle mit dem größten Eingang der Südhalbkugel. Der Weg dorthin war voller schlaftrunkener Schafe, die etwas Mühe hatten, über das mit Raureif benetzte Gras davon zu laufen, als ich mit dem Auto ankam. Auf dem Parkplatz traf ich zwei Deutsche, die mir auf dem kurzen Fußweg durch den Wald zur Höhle Gesellschaft leisteten. Der Wald um Harwood's Hole ist übrigens einer der Drehorte des zweiten - glaube ich - Teils der Herr der Ringe Trilogie, in dem die sprechenden und laufenden Bäume vorkommen. Das Gehölz dort war über und über mit Moos bedeckt, so dass es uns nicht schwer fiel, das wenige Herr der Ringe Feeling aufzunehmen, was dort verhaftet war.





Harwood's Hole an sich ist ein über und über gigantisches Loch im Boden. 70 Meter breit und 400 Meter tief. Ohne Absperrung standen wir auf einmal direkt am Rand und trauten uns kaum, hinein zu schauen, da hier der kleinste Ausrutscher tödlich enden könnte. Auf einem halbwegs sicheren Steinvorsprung machten wir kurz Pause und ließen diese unzugängliche Gegend auf uns wirken.





Nächstes Ziel waren die Te Waikoropupu Springs, Süßwasserquellen, die so sauber sind, dass man mehrere Meter auf den Grund des Teiches sehen kann, in dem sie entspringen. Nach einem kurzen faszinierten Blick lief ich über den Steg zurück zum Auto und weiter gings.



Mein weiterer Weg führte mich an die Küste der Golden Bay ganz im Norden der Südinsel, wo ich in Collingwood anhielt, um Schokolade zu kaufen. Nicht irgendwelche Schokolade, sondern hausgemachte Pralinen mit so verboten dicken Schokowänden, dass man nicht von ihnen abbeißen kann, sondern sie sich ganz in den Mund stopfen muss, was nicht nur dämlich aussieht, sondern mit sofortiger Wirkung zu einem multiplen Geschmacksorgasmus führt. Wäre ich Raucher, hätte ich mir danach eine Schokozichte anstecken müssen. :P


Mit der untergehenden Sonne kam ich am nördlichsten Punkt der Südinsel an, dem Farewell Spit. Ich begab mich gleich in die im Vergleich zur Umgebung leicht wärmere Campingplatzküche. Dort zerhackte ein für Seemannsverhältnisse mittelmäßig angetrunkener Hobbyfischer seinen riesigen Fang, der soviel Filetfleisch hergab, dass er mir netterweise eine mehr als ausreichende Portion anbot, die ich mir gleich in die Pfanne warf. Nach dem weltbesten Pralinen gab es abends also noch den besten Fisch aller Zeiten. Geschmacksgenüsse bis zum Umfallen... Zeit, sich eine anzustecken. ^^


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