Mittwoch, 6. Mai 2009

Gegen den Uhrzeigersinn

Von Wellington mit der Fähre nach Picton und dann nach Havelock

Mehr als zeitig und noch vor der Sonne entstieg ich der Hecköffnung unseres Auto. Nach einer ausgedehnten morgentlichen Streckung und Reckung setzte ich mich in Richtung Fähranleger im Bewegung. Obwohl ich ausreichend Zeit hatte, schlug an dieser Stelle wieder das Einbahnstraßengewirr Wellingtons zu und entmündigte mich orientierungstechnisch vollkommen. Nach gefühlten sieben Ehrenrunden durch die enge Innenstadt kam ich irgendwie gerade noch rechtzeitig zum Check-in und fuhr mein Wohnmobil für Arme in den Schiffsbauch der Fähre.

Die Überfahrt zwischen Nord- und Südinsel wird oft als die schönste Fährfahrt der Welt bezeichnet. So viele Fährfahrten habe ich in meinem Leben noch nicht gemacht, um das valide bestätigen zu können, doch es ist schon ziemlich beeindruckend, wenn man bei Sonnenaufgang die Bucht verlässt, in der Wellingtons Hafen gelegen ist, und die Bebauung auf den Hügel links und rechts immer lichter wird und das neuseelandtypische grün immer öfter durchscheint. Etwas später verschwindet die Nordinsel dann so langsam im Dunst und eine Stunden später - oder je nach Sicht - erscheinen die ersten Ausläufer der Marlborough Sounds der Südinsel. In den Queen Charlotte Sound schwappt die Fähre dann schlussendlich hinein und präsentiert beiseitig die perfekt grünen - und jetzt im Herbst manchmal gelben und roten - Hügel, für die Neuseeland so berühmt ist.










Für Picton als Ankunftshafen wirkt die riesige Fähre vollkommen überdimensioniert. Wenn diese im Hafen liegt, bildet sich gleichzeitig das mit Abstand größte Gebäude der etwas murkeligen 4000 Einwohner Stadt. Dass Picton das Eingangstor zur Südinsel ist, merkt man schnell daran, dass die Hälfte der rumlaufenden Leute aus total verpeilten Backpackern besteht, die auf der Suche nach dem nächsten öffentlichen Klo sind.


Nach einem kurzen und unbefriedigenden Besuch der Info-Centers legte ich meine geplante Route nun auf "Gegen den Uhrzeigersinn" fest und fuhr nach einer fünfminütigen Besichtigung der Haupteinkaufsstraße Pictons (länger braucht man wirklich nicht) auf einem Schleichpfad abseits des Highways nach Havelock, das als Startpunkt für die morgige Weiterfahrt gewählt wurde.





Den Abend verbrachte ich damit, mich beim Essen machen in der Küche des Campingplatzes zusammen mit einem älteren australischen Ehepaar über neuseeländische Werbesendungen lustig zu machen. (Nur ein Fernsehsender!) Die Frau war am Ende soweit, dass sie fast per Telefon eine dieser überteuerten und völlig unanbrennbaren Stein-Pfannen bestellt hätte, nur um endlich Ruhe zu haben. Immerhin hätte sie eine Tube Poliermittel gratis dazu bekommen. Ich glaube, sie wird ihre Entscheidung noch bereuen.

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