Mittwoch, 27. Mai 2009

Pfannkuchensteine

Von Karamea zu den Pancake Rocks

Nach diesem mehr als unfreundlichen und überaus Neuseeland-untypischen Erlebnis am Vortag machte ich mich recht früh morgens vom Acker, um diesen eigenartigen Ort örtlich wie gedanklich möglichst schnell zu verlassen. Ich verlegte mein Frühstück an den extrem wilden Strand der Westcoast und bekam einen ersten Eindruck davon, wie ein kilometerlanger Strand aussieht, den kein Mensch jemals wird bändigen können. Die Küstenlinie sieht aus, wie es den Wellen gerade passt, Treibgut zu entfernen würde eh keinen Sinn machen, denn mit dem nächsten Wasserschwall würde neues angespült werden und Schwimmen ist hier absoluter Selbstmord.




Toastmäßig gestärkt fuhr ich über eine Schotterpiste durch den Dschungel zum Opara Arch, einem riesigen natürlichen Limestone-Bogen, der im Laufe der Zeit durch den hindurchfließenden Fluss geformt wurde, und insgesamt 200m lang und 37m hoch ist. Ein natürlicher Tunnel für den Fluss, wenn man so will. Allein der Weg dorthin war aufregend, weil absolut niemand unterwegs war und der Pfad aufgrund der Stürme vor einer Woche z.T. einfach weggewaschen war oder von zerstörtem Geäst verdeckt war. Ohne Probleme kam ich aber heil hin und zurück, machte einen Abstecher zum Mirror Tarn, einem See mit Spiegelungen, der allerdings mittelmäßig beeindruckend war, was vielleicht an der Tageszeit lag.






Aufregender war da schon der Box Canyon, eine riesige öffentlich zugängliche Höhle, in die man einige hundert Meter hineinlaufen konnte. Schon nach einigen Metern wurde es zappenduster und ziemlich rutschig auf dem weichen Schlammboden.
Ich stapfte also allein mit meiner Taschenlampe durch den Schlamm und meine Fantasie brachte am dunkelsten Punkt mit perfektem Timing die Erinnerung an alle Horrormovies auf einmal zurück, die ich je gesehen habe. Erstaunlicherweise war so der Rückweg ungefähr dreimal so schnell geschafft wie der Hinweg, obwohl ich die Hälfte der Zeit mit den Armen rudernd im Schlamm rumglitschte.
Um den absoluten Höhlen-Overkill zu bekommen, kroch ich gleich nebenan in die Crazy Paving Caves, in denen man mit etwas "Glück" Cave Spiders beobachten konnte. Die Höhle war zwar nicht so schlammig wie die andere, dafür aber umso enger, so dass ich schon fast kriechen musste, als der Höhlengang auf einmal zu Ende war. Ich drehte mich langsam um und hatte das "Glück", eine von den nicht gerade kleinen und langbeinigen Cave Spiders ins... äh.. zu Gesicht zu bekommen. Sobald die Spinne vom Lichtkegel meiner Taschenlampe getroffen wurde, hüpfte sie mit einem beherzten Sprung in die Dunkelheit, worauf mit vor Schreck der Daumen vom Taschenlampenschalter rutschte. Für nur 3 Sekunden war es wieder stockdunkel, aber das reichte vollkommen aus, dass es mir überall zu kribbeln anfing... ich meine, wer weiß in dieser Situation schon, wo GENAU dieses Viech hingehüpft ist. Theoretisch könnte es überall sein... am Boden, in meiner Jackentasche, im Haar, im Kragen auf dem Weg unters T-Shirt... alles möglich. Der Rückweg wurde wieder in Rekordzeit zurückgelegt.


Über die Serpentinenstraße von gestern ging es zurück nach Westport. Diesmal konnte ich beim Fahren beobachten, wie Strand und Busch sich so langsam voneinander entfernen und der Straße immer mehr Raum ließen bis schließlich Platz für eine kleine Stadt da war.
Es ging weiter nach Süden an der Westcoast entlang, wo die Strände noch schroffer wurden und die Wellen noch wilder.







Nicht viel später kam ich an den Pancake Rocks und den Blowholes an, einer der größten Natur-Sehenswürdigkeiten der Westcoast. Die Pancake Rocks sind übrigens so ähnlich beschaffen, wie die Limestone Formationen bei Raglan, die ich mir letzten November per Kajak anschauen durfte. Steinschichten verschiedener Dichte werden über die Zeit vom Wasser ausgewaschen und hinterlassen Gebilde, die wie gestapelte Pfannkuchen aussehen, daher der Name. Daher gibt es auch in der ganzen Gegend in jedem Restaurant die abstrusesten Pfannkuchengerichte zu bestellen. Naja, solange die Blowholes nicht als Inspiration für Essenskreationen herhalten... Die Blowholes sind allerdings nur bei Flut spektakulär und ich war gerade bei niedrigster Ebbe angekommen.





Auf dem Campingplatz wurde daher auf die nächste Flut am nächsten morgen gewartet und in der Zwischenzeit ein wenig an den Fotoreglern gedreht. Eine aufdringliche Katze leistete mir Gesellschaft und ich fühlte mich ein wenig wie der Gegenspieler von Inspektor Gadget, nur ohne Ledersessel. Ihr wisst schon: [Soundtrack ON] "Go, go Gadgeto Hubschrauber!"... und weg ist der Inspektor, auf der Jagd nach ständig neuen Bösewichtern [Soundtrack OFF].


Willkommene Abwechslung brachten zwei nette Französinnen, die die Mietze verscheuchten und dem kalten Abend mit mir in einem warmen Pub bei lokalem Bier einen würdigen Abschluss bereiteten.

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