Samstag, 8. November 2008

Alibi-Fisch

Von Miranda über Tapu nach Coromandel

Von der Nacht etwas gerädert brach ich früh in Richtung Osten auf und bekam die Kurve nach Thames. Damit war ich nun offiziell auf der Coromandel Halbinsel, die mein erstes grobes Ziel ist. Thames ist mit 10.000 Einwohnern eine der größeren Städte und kann daher mit dem Charme der kleineren Dörfer - wie z.B. Coromandel, das ich noch sehen sollte - nicht mithalten. Trotzdem gab es noch einige ältere Holzbauten aus der Kolonialzeit und Ära der Kauribaumindustrie zu sehen.
Als alteingesessener Vogelbeobachter (Achtung Ironie!) schaute ich mir das anscheinend einzig Interessante in Thames an, den Karaka Bird Hide, ein kleiner Holzschuppen, aus dem man die örtlichen Vögel sehr gut beobachten kann. Nicht besonders spektakulär, was umso trauriger ist, da dieser Hide im Andenken an den einzigen Greenpeace Mitarbeiter gebaut wurde, der bei der Sprengung der Rainbow Warrior durch den französischen Geheimdienst (dieses große Einsatzschiff von Greenpeace, vielleicht erinnert sich der eine oder andere...) ums Leben gekommen ist. Ich bekam zwar ein paar Vögel zu Gesicht, konnte aber ums Verrecken nicht feststellen, was das eigentlich für Viecher sind und erkannte daher in jedem einzelnen einen Rotschnabelkreischer aus der Familie der Dreckfresser oder einen Orangebeinhüpfer aus dem Clan der Stelzenwattwanderer.
Es ging weiter nach Tapu, immer an der Westküste der Coromandel Halbinsel entlang. Hier gab es im Grunde kein wirkliches Ziel, denn die Straße an sich war einfach GENIAL! Direkt am Strand entlang fuhr ich im Sonntagstempo von einer grandiosen Aussicht zur nächsten und hielt alle 500m an einer der zahlreichen Haltebuchten, um Fotos zu machen oder einfach nur den wunderschönen Ausblick zu genießen... oder beides.







Bei Tapu machte ich einen kleinen Schlenker ins Land zu den Rapaura Watergardens. Ein schier gigantisches Privatgrundstück, das von vielen fleißigen Helfern zu einem einfach fantastisch gepflegten Park zurecht gemacht worden ist. Vielfältige neuseeländische Vegetation, ein riesiger Seerosenteich, eine Bienenfarm und sogar ein hauseigener Wasserfall wollten besichtigt werden, was locker eine Stunde in Anspruch nahm... eine Stunde herumlaufen auf einem Grundstück in Privatbesitz wohlgemerkt! Das gibt vielleicht einen kleinen Hinweis darauf, wie groß dieses Stück Land gewesen sein muss! :)




Weiter ging es über die beste Straße EVER, tief in die Coromandel Halbinsel hinein, bis ich schließlich zur Stadt Coromandel kam, die der ganzen Peninsula den Namen gibt. Die Stadt an sich ist klein und knuffig, mit wesentlich mehr Charme als das schon gesehene Thames. Da Coromandel leider schon etwas touristisch geworden ist (Einzugsgebiet von Auckland!), was es etwas schwer, ein Plätzchen am Strand zum übernachten zu finden, also kam ich legal im "Long Bay Motor Camp" unter, was auch direkt am Strand liegt.

Kleine Einsicht in dort übliche Sicherheitsmaßnahmen; kleines Suchbild: wer den Fehler findet, darf zwei Wochen diese Zimmerpflanze gießen.


Kaum war das Zelt mit einigen Schwierigkeiten wegen Wind aufgebaut gab es auch schon einen fetten Sonnenuntergang direkt in der Bucht. Ich schlang noch schnell eine Portionen Butter Chicken mit 5,4% Fleischgehalt herunter und krakselte noch ein wenig auf den Felsen am Strand entlang. :D




Fischen ist hier anscheinend übrigens ein ganz großer Sport. In Auckland sind mir im TV schon diverse "Fishing Channels" aufgefallen *gähn* aber auf der Coromandel Halbinsel nimmt das ganze richtig konkrete Züge an: Jeder läuft hier mit einer Angel im Gepäck rum und auf den Kühlschränken auf dem Campingplatz steht ganz groß "NO BAIT", damit die eifrigen Fischer ihre Köderwürmer nicht zum Essen dazustellen. *brr*
Süß waren zwei ältere Herren, die ich in der Küche beobachten konnte während ich mein Butter Chicken warm machte. Sie waren wohl den ganzen Tag mit ihrem Boot draußen zum Fischen gewesen und hatten auch einen recht dicken "Snapper" gefangen. (Keine Ahnung, wie der Fisch auf deutsch heißt.) Sie machten sich in ihrer alten Gusseisenpfanne aber einen tiefgekühlten Fisch zum Essen fertig, den sie wohl schon vor einiger Zeit gefangen hatten. Zwei Damen fragten sie daraufhin, warum sie nicht den eben gefangenen Fisch zubereiteten. Einer der älteren Herren meinte daraufhin, das ginge überhaupt nicht, denn sonst hätten sie ja zu Hause als Ergebnis ihres Fishing-Trips nichts vorzuzeigen und die Enkel würden annehmen, dass sie die ganze Zeit auf der faulen Haut gelegen hätten. Ein Alibi-Fisch also! :)

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Guten tag!
Nice pictures!

Simon hat gesagt…

Thank you! :)